Elbow: Build A Rocket Boys!

Build a Rocket Boys!

Build a Rocket Boys!

Wenn man bedenkt, dass die britische Band Elbow seit 1990 existiert, ihre fünf Alben alle die britischen Top-20 erreicht haben und sieben Singles die Top-40, sind Elbow auf dem Kontinent recht unbekannt. Geändert hat sich das erst mit dem Track »Lippy Kids« von ihrer letzten CD »Build a Rocket Boys!« aus dem Frühsommer 2011. So kam ich an das Album und schon wegen des schönen Titeltracks, »Lippy Kids« war der Arbeitstitel der CD, musste das in meine Sammlung.

Während Elbow mit dem Album »Seldom Seen Kid« noch dem BritPop zumindestens nahe stand, ist »Build a Rocket Boys!« stilitisch schwer einzuordnen, vielleicht experimenteller oder Avangarde-BritPop? Elbow wagt sich nun an andere Sounds und Klangspielereien, verabschiedet sich oft von gewohnten Songstrukturen. Es ist kein eingängiger BritPop mehr, denn für dieses Genre fehlt die Gleichförmigkeit und Berechenbarkeit. Die Songs auf »Build a Rocket Boys!« wechseln in Stil und Ausdruck, gewohnte Erwartungen an Abläufe und Linien werden zuverlässig enttäuscht. Es ist kein Easy Listening, man kann die CD nicht eben mal auflegen und nebenbei hören, sie erfordert Aufmerksamkeit und Konzentration. Man könnte auch sagen, sie sei ziemlich widerborstig und sperrig. Keine einfache Musik, dafür ist sie trotz des Labels BritPop zu komplex und experimentell. Freundet man sich mit dem Kaleidoskop an Sounds und Strukturen an, kann man mit der Musik von Elbow warm werden. Aber es braucht für einen Kontinentaleuropäer etwas guten Willen und Geduld, die Briten tun sich mit solchen stilistischen Breitseiten wohl leichter. Anders ist der Erfolg von Elbow in Großbritannien nicht zu erklären.

Am Ende blieb das Gefühl, dass »Build a Rocket Boys!« kein Fehlkauf war, schon wegen des anrührenden »Lippy Kids«. Aber es ist keine CD für zwischendurch, es ist experimenteller BritPop mit vielen Facetten, nichts für den wippenden Fuß, keine Musik für den schnellen Konsum. Da stellen sich schon mal Parallelen zu Gentle Giant oder der frühen Genesis ein, und damit liegt man nicht falsch, denn der Sänger Guy Garvey ist ein alter Genesis-Fan, auch wenn es diese Band zu seiner Jugendzeit schon nicht mehr gab. Spröder, aber auch manchmal berührender BritPop, den man so noch nicht gehört hat. »Lippy Kids« ist nicht typisch für das Album, aber es gehört dazu, als ein Aspekt. Man kann das Album mögen, man muss es aber nicht.

Dreieinhalb von fünf möglichen Startversuchen.

 

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