Transkribieren leicht(er) gemacht

Im journalistischen Alltag oft nicht zu vermeiden ist das Transkribieren, zu Deutsch Verschriftlichen von Interviews oder Beiträgen in einer Fremdsprache zum Übersetzen. Das Problem dabei ist, dass unsere Finger auf der Tastatur kaum so schnell sind wie ein normaler Sprecher. Dazu habe ich mir immer einen Fußschalter gewünscht, mit dem ich einen Medienplayer auf dem PC mit der Aufnahme des Interviews starten und stoppen kann. Tatsächlich gibt es solche Geräte, meistens von den großen Anbietern von Bürogeräten wie Olympus oder Tascam. Die werden in einen USB-Anschluss gestöpselt und senden Tastaturkommandos an das jeweilige Programm. Solche Fußschalter liegen dann in den Preisregionen deutlich oberhalb von 100 Euro. Das muss doch billiger gehen. Tut es auch. Wenn man sich mit Einplatinenrechnern wie dem Arduino oder Leonardo auskennt und etwas löten kann. Oder jemanden kennt, der es kann. Zeitbedarf: ca. eine halbe Stunde, Kosten bei 30 Euro, je nach Schönheit und Komfort.

Vorangegangen waren Versuche mit Stimmerkennung wie Dictate für Microsoft Windows. Aber die Software ist selbst auf meinem Core i5-Rechner viel zu langsam. Professionelle Software mag das schaffen, kostet aber oft mehrere hundert Euro. Bleibt also nur die mechanische Lösung.

Man nehme

  • Einen Fußschalter, wie es ihn in Musikgeschäften für E-Pianos oder Effektgeräte gibt.

Kein Sustainpedal mit Haltefunktion, es darf nur ein simpler Schalter drin sein. Hört man daran, dass es beim Betätigen klickt. Es reicht eine Investition von unter 10 Euro. Wer es schöner und bequemer haben möchte, kann auch etwas mehr investieren. Dazu vielleicht noch etwas dünnes zweipoliges Kabel zwischen Arduino und Fußpedal, falls das originale zu steif ist. Den Stecker abschneiden, das Kabel kommt direkt an den Arduino. Nimmt man tatsächlich ein einfaches Sustainpedal für ein E-Piano, kann man den winzigen Arduino Micro sogar im Pedalgehäude unterbringen. Das wäre dann die optimale Lösung.

  • Einen Einplatinenrechner aus der Arduino-Familie.

Es gehen aber nur die Versionen, die auf der ATmega32U4-CPU basieren. Das sind zum Beispiel Arduino Micro oder einige Boards aus der Serie Teensy. Nur diese Boards haben eine USB-Schnittstelle, die direkt an der CPU hängt, so dass sich das Board gegenüber einem PC als USB-Tastatur oder USB-Maus verhalten kann. Mit Arduino Nano oder Uno geht es auch, dann muss man jedoch neue Firmware bauen. Da der Arduino Micro schon für unter 10 Euro zu bekommen ist, reicht er völlig aus, die Version ohne eingelötete Pins ist optimal. Die Teensies funktionieren genau so, sind aber schwerer zu bekommen und deutlich teurer.

  • Ein Micro-USB-Kabel.

Standard, Länge wie gewünscht. Wer es schöner und zuverlässiger haben möchte:

  • Eine Verteilerdose aus dem Baumarkt

Eine Kunststoffdose, in der der Arduino sicher aufgehoben ist. An Zugentlastung der Kabel denken, am einfachsten mit Kabelbindern in der Dose sichern, den Arduino mit einem Klecks Heißkleber, aber nicht direkt an der CPU.  Der Fußschalter wird per Kabel an Masse und digitalen Eingang #4 gelötet. Das war es schon an Hardware. Fehlt noch etwas Software. Einmal das volltriviale Programm für den Arduino, das nur den Schalter beobachtet und beim Betätigen und Loslassen ein Zeichen als Tastatur sendet. Das schaltet meinen leichtgewichtigen und kostenlosen Medienplayer von Play auf Pause und umgekehrt. Das Programm braucht die Bibliothek Keyboard.h, die ist normalerweise schon in der Arduino-IDE vorinstalliert. Wird die Taste weniger als 500 Millisekunden betätigt, sendet das Programm ein Leerzeichen zum Wechsel zwischen Play und Pause. Wird es länger als 600 Millisekunden gehalten, sendet es eine Funktionstaste für das Rückspulen um eine im Player definierbare Anzahl Sekunden. Für andere MP3-Programme braucht es andere Tastencodes, da muss das Programm angepasst werden.

Damit man nicht zwischen dem Schreibprogramm und dem Medienplayer auf dem Bildschirm hin- und herschalten muss, läuft der Medienplayer auf meinem Notebook, das Schreibprogramm auf dem Desktop-PC. Vielleicht als Anregung, das Projekt ist beliebig ausbaubar.

USB-Fußschalter V2

Es war mir dann doch etwas zu rudimentär. Schon oben verlinkt war das Sustainpedal bei Thomann, kostet 16 Euro. Im Gehäuse ist genug Platz, damit der Microcontroller dort ein Heim findet, gut geschützt gegen die Unbill umgebenden Metalls in einer stabilen Plastikhülle, ausgeschnitten aus einem Dokumentenumschlag und mit Tesa verklebt.  Das Pedal ist sehr stabil, rutsch nicht und macht keine Geräusche. So sieht es viel besser aus und macht auch einen optisch akzeptablen Anblick.

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