ZOOM H2n vs. Tascam DR-05

ZOOM H2n und Tascam DR-05

ZOOM H2n und Tascam DR-05

Der Markt von mobilen Recordern ist mehr als gesättigt, fast jeder Anbieter hat etwas oder gleich die volle Bandbreite im Programm. Zoom, Tascam, Olympus, Yamaha. Vom einfachen Diktiergerät bis zur mobilen Mehrspurmaschine, die Mehrspur-Apps für Android und iOS noch gar nicht eingerechnet.

In dieser Phalanx fällt die Auswahl schwer, wenn nicht das Budget sehr begrenzt ist. Was die Auswahl automatisch einschränkt. Mein Bedarf war zum Glück sehr genau definiert: ein mobiler Recorder für Atmos oder Interviews, idealerweise noch zum Einsprechen von Texten geeignet, 200 Euronen als Preislimit. So war das Gerät schnell ausgemacht, musste aber doch bald einem Nachfolger weichen. Hier ein Vergleich der beiden Recorder, aus der Sicht meiner Anforderungen. Nämlich ein Recorder für Interviews, der auch zum Einsprechen von Texten etwas taugt.

ZOOM H2n

Meine erste Wahl fiel auf das ZOOM H2n nicht zuletzt wegen der guten Kritiken. Die unterschiedlichen Mikrofon-Modi, das große Display und eine beschriebene gute Aufnahmequalität schienen es für die erste Wahl zu qualifizieren.

Tatsächlich ist das ZOOM H2n ein sehr flexibles Gerät und ich war von ersten Testaufnahmen bei Interviews positiv angetan. Auch die Bauform, mit der man es auf den Tische stellen kann, zusammen mit den verschiedenen Mikrofonen, ist nicht die schlechteste Idee. Trotzdem musste das ZOOM H2n gehen, und das aus zwei Gründen.

Verwendet man das ZOOM H2n für das Einsprechen, bemerkt man einen doch sehr deutlich hörbaren Rauschpegel. Schließt man ein externes Mikro an, wie mein altes, aber teures Sony-Stereomikro aus MD-Recorder-Zeiten, sind die Schuldigen gefunden. Die Mikros im ZOOM produzieren einen hohen Rauschpegel, der für reine Sprachaufnahmen zu hoch ist. Nun könnte man sich behelfen, so man gute externe Mikros hat, aber es ist nicht Sinn der Sache.

Der zweite Haken am ZOOM H2n, und das merkt man erst beim praktischen Einsatz, ist die Bedienung. Die einzige wesentliche Taste auf der Front ist die zum Start der Aufnahme. Alle anderen Elemente liegen an den Seiten, die Steuerung der Wiedergabe wie auch das Einpegeln der Aufnahme sind mit den eher fummeligen Schalterchen, das auch noch mit Mehrfachfunktionen, eher schwierig. Es ist fast immer Blindflug. Rauschen wie auch die ungünstige Bedienung waren KO-Kriterien für das ZOOM H2n.

Tascam DR-05

Erneutes Abtauchen in Test- und Erfahrungsberichte brachten mich dem Tascam DR-05 näher. Und die Rauschmessungen stimmten, die Mikros im Tascam rauschen deutlich weniger als im ZOOM, auch wenn das Tascam nicht über die verschiedenen Mikro-Spektren verfügt. Aber was nutzen vier Mikros, wenn die Aufnahmen verrauscht sind. Auch das Tascam DR-05 ist alles andere als rauschfrei, aber es bleibt bei einem erträglichen Level. In dieser Preisklasse.

Schließt man über einen Preamp, bei mir ein ART Tube MP, ein gutes externes Mikro an, zum Beispiel ein Rode NT1-A oder auch Rode M3, ist der Rauschanteil sogar zu vernachlässigen, beim NT1-A praktisch gleich Null. Von daher auch für das Einsprechen das richtige Gerät. Der ganz große Unterschied zwischen H2n und DR-05 ist in der Bedienung zu finden. Beim DR-05 liegen alle wesentlichen Bedienelemente auf der Front. Es gibt kaum Doppelbelegungen von Tasten, die Bedienstruktur ist logisch und direkt. Einmal REC geht in den REC PAUSE-Modus. Einpegeln, noch einmal REC und die Aufnahme läuft. STOP und PLAY für das Abhören, Navigieren ist auch kein Problem. War die Aufnahme daneben, reichen drei Tastendrücke zum Löschen.

Beim Tascam merkt man, dass die Benutzeroberfläche von jemandem stammt, der weiß, was praktisch passiert. Und das alles auf der Front.
Zwar steht das DR-05 nicht so schön auf dem Tisch, ein Mini-Fotoständer löst das Problem aber genauso, wenn nicht noch besser, da Ausrichten der Mikros nun möglich ist.

Das Tascam DR-05 ist dem ZOOM H2n nicht nur in der Aufnahmequalität überlegen. Gerade die fummelige und unklare Bedienung machen das ZOOM in der Praxis zu einem wenig tauglichen Gerät. Beim DR-05 merkt man die Erfahrung von Tascam im Recording-Sektor, die Bedienung ist schlicht einfacher, übersichtlicher und direkter. Keine Schalterchen, sondern Tasten mit Druckpunkten, alle Menüs sind mit wenigen Clicks erreichbar. Und nicht zu vergessen: das Tascam DR-05 liegt satter in der Hand, ist stabiler und dürfte auch so manchen Sturz wegstecken. Wo ich mir beim ZOOM H2n nicht so sicher wäre.

In diesem Sinne darf das Tascam DR-05 wohl noch längere Zeiten für mich arbeiten.

0 Kommentare
  1. Benedikt Schmidt
    Benedikt Schmidt sagte:

    Vielen Dank für den ausführlichen Vergleich.

    Könnten Sie vielleicht einen guten Recorder nennen bis 300 Euro, der ein möglichst niedriges Eigenrauschen hat?

    Ich habe selbst den Tascam DR-05, aber eigentlich rauscht der wie ein Wasserfall, wenn ich die Mikro-Empfindlichkeit maximal hoch stelle (90) – Das brauche ich so für meine Aufnahmezwecke (Lärmbelästigung).

    Herzlichen Dank für eine Antwort.

    Antworten
    • Rainer
      Rainer sagte:

      Hallo Benedikt,

      bei allen kleinen Mobilrecordern rauscht es erheblich, wenn man die Verstärkung bis an das Limit zieht. Dieses Rauschen stammt von den Elektret-Mikros, wie sie fast alle Versionen verwenden werden. Ich habe mal ein Rode M3 an das DR-07 angeschlossen und siehe da, das Rauschen geht erheblich zurück. Ich vermute, dass Du für Deine Anwendung mit diesen Recordern nicht zu den gewünschten Ergebnissen kommen wirst.

      Um auch mit hoher Verstärkung rauscharm hinzukommen, würdest Du ziemlich investieren müssen. Falls Du ein Notebook hast, würde ich das zur Aufnahme nutzen, zusammen mit einem rauscharmen Interface wie Scarlett 2i2, plus zwei rauscharme Mikros, z. B. Rode NT1-A. Wenn Du wirklich nur einen Field-Recorder nutzen willst, brauchst Du einen, der Kondensatoren mit Phantomspannung versorgen kann, wie Zoom F4 plus zwei rauscharme Kondensatoren wie Rode NT1-A. Dann hättest Du aber schon ein Mehrfaches Deines Budgets verbraten.

      Ich fürchte, dass Du bei maximaler Verstärkung mit Mobilrecordern bis 300 Euro nicht zufrieden sein wirst. Das liegt an den Elektret-Kapseln, die nun mal stärker rauschen als dynamische Mikros oder echte Kondensator-Mikros.

      Grüße,

      Rainer

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  2. Marc
    Marc sagte:

    Sehr schöner Test, danke! Leider muss ich Dir in einem Punkt widersprechen. Ja, die Bedienung ist beim Tascam deutlich besser. Er ist mir um Welten sympathischer und ich würde gerne meinen H2n, mit dem ich mich auch in 2 Jahren nicht anfreunden konnte, gegen den Tascam DR-05 tauschen. Zudem muss ich den H2n immer voll hochpegeln, um Sound aufzunehmen. Der hat keine Reserven nach oben, der Tascam kann leise Quellen viel besser aufnehmen. Aber anders als Du es empfindest, rauscht der Tascam mehr. Er nimmt insgesamt krisper und klarer auf und daher auch ein hochfrequentes, aufdringliches Rauschen. Sowohl mit externem Mic als auch internem. Ich habe ca. 20 verschiedene Szenarien im Vergleich getestet und zudem 2 Filmemacher-Freunde um Probehören gebeten, ohne vorab meine Empfindung mitzuteilen. Jeder meinte eindeutig der Tascam rausche mehr. In manchen Szenarien fast gleich, aber im Durchschnitt immer mehr. Insofern wundert mich Dein Statement zum Grundrauschen des Tascam im Vgl. zum Zoom.

    Ich jedenfalls werde, weil ich den Zoom loswerden will, den Tascam DR-40 gegen den H2n antreten lassen.

    Grüße

    Antworten
    • Rainer
      Rainer sagte:

      Hallo Marc,

      vielleicht hatte ich ein besonders stark rauschendes H2n erwischt, so dass das DR-05 tatsächlich besser aussah. Was mir damals schon auffiel, war der Unterschied, als ich an das H2n ein Rode-Mikro angeschlossen habe und der Rauschpegel erheblich niedriger war. Kann also sein, dass ein Exemplarfehler am Werk war.

      Grüße,

      Rainer

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  3. Tobias Claren
    Tobias Claren sagte:

    Mit was für externen Mikrofonen wäre ein Zoom H2n denn besser?
    Und wovon hängt die Empfindlichkeit ab, vom Gerät, oder dem externen Mikrofon?

    Beim Googlen zu dem Tascam stieß Ich auch auf irgendeine Paranormal-Seite in Wien di das Teil einsetzen (immer noch besser als die billigen kleinen Diktiergeräte die wohl einige einsetzen). Mal unabhängig davon ob da was ist, wenn die was aufnehmen wollten, dann sollte ja das Grundrauschen möglichst gering, und die Empfindlichkeit besonders hoch sein.
    Wenn Ich mir auf die Schnelle googlebare Aufnahmen anhöre, ist es wohl oft eher „Einbildung“. Gerade als Nichtmuttersprachler bin Ich bei bei Englischen Aufnahmen evtl. im Vorteil, da Ich weniger hinein interpretiere…

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