Es war still geworden um Tori Amos. Nach den anfänglichen Erfolgen mit Little Earthquakes, Under the Pink und Boys for Pele in den Neunziger Jahren, mit dem Cornflake Girl und Crufify. Die folgenden Veröffentlichungen waren oft sperrig, schwergängig. Ob nun Night of Hunters erfolgreicher wird? Ich befürchte fast nicht.
Tori Amos ist zu ihren Wurzeln zurück gegangen, zur klassischen Musik, die sie als Mädchen lernen und spielen musste, aber nicht wollte. Und deshalb aus dem Studium ausstieg, obwohl sie als sehr talentierte Pianistin galt. Nun hat sie diese Spuren der Vergangenheit wieder hervor geholt, Satie und Bach, Schubert und Debussy. Interessanterweise alles Komponisten, die ich kenne und schätze, was mich umso neugieriger auf ihre Sicht dieser Musik machte. Diesen klassischen Grundlagen hat sie neue Melodien und Texte hinzugefügt und daraus eine Sammlung von 14 mehr oder weniger freien Interpretationen klassischer und bekannter Stücke gemacht. Ein mutiges Unterfangen.
Wie gelungen ist das Ganze geworden? Ich bin zwiespältig. Einerseits ist diese Musik großartig, die große Pianistin Tori Amos scheint immer wieder durch, wer weiß, was auf dem geraden Weg aus ihr geworden wäre. Sicher ein Name in der Welt der klassischen Pianisten. Andererseits passt Amos‘ Art des Gesangs und ihre Art der Melodiebildung selten wirklich zum Ausgangsmaterial. Es bleibt meistens künstlich, am extremsten kommt dies bei Satie und Bach zum Vorschein. Das passt nicht wirklich zusammen, diese Harmonik, die Melodien und der Gesang. Sicher muss man solche Experimente wagen, auch Walter/Wendy Carlos ist in den Sechzigern für verrückt erklärt worden, als er/sie Bach auf dem Moog spielte. Aber Tori Amos bleibt zu nahe bei den klassischen Vorlagen und zu wenig bei sich selbst. So funktioniert das wenig. Eigentlich gar nicht. Schade.
Weitere Hörbeispiele finden sich in YouTube.
Zwei von fünf möglichen Cornflakes.