Lange Zeit waren die sogenannten Reichsbürger eher eine unsichtbare Truppe. Zwei Ereignisse brachten sie mehr in die Öffentlichkeit. Im Dezember 2022 rückten 3.000 Polizisten zu einem der größten Anti-Terror-Einsätze in Deutschland aus, um 137 Wohnungen zu durchsuchen und 25 Leute um Heinrich Prinz Reuß, „Heinrich den XIII.“, Nachfahre eines thüringischen Fürstenhauses, festzunehmen. Die Gruppe wollte den Bundestag stürmen, Politikerinnen und Politiker erschießen und eine neue Regierung einsetzen. Zwei AfD-Abgeordnete gehörten auch zu der spöttisch als „Rollator-Revolte“ bezeichneten Bewegung. Der zweite Fall war Wolfgang Plan. Als Polizisten seine Waffensammlung beschlagnahmen wollten, schoss er durch die Haustür auf sie, ein Beamter starb kurz danach an den Verletzungen. So skurril und wirklichkeitsfremd diese Leute erscheinen mögen, stellen sie doch eine Bedrohung dar, da sie die Bundesrepublik und ihre Repräsentanten und Institutionen als illegitim betrachten, ihre Häuser zu eigenständigen Staaten erklären und in Einzelfällen nicht vor Gewalt zurückschrecken. Tatsächlich gibt es die Reichsbürger seit den Achtziger Jahren, erst ab 2000 bekamen sie auch öffentliche Aufmerksamkeit. Ihre wichtigste Verschwörungserzählung ist, dass die BRD ein Privatunternehmen der Alliierten sei, eigentlich immer noch das Deutsche Reich von 1871 weiter existiere. Man mag zuerst über diese Verwirrten lachen, aber sie werfen tatsächlich juristische Probleme auf. Und Fragen, wie man mit ihnen umgeht.

Christoph & Sophie SchönbergerDie Reichsbürger


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Als vor vermutlich 160.000 Jahren unsere Vorfahren lernten, das Feuer zu beherrschen, war das ein großer Fortschritt. Man war nicht mehr der Kälte hilflos ausgesetzt und konnte Nahrung bekömmlicher und verdaulicher machen. Das Gehirn profitierte entsprechend, der Rest ist bekannt. Die Öllampen der Römer und ersten Leuchttürme der Griechen waren noch kein Umweltproblem. Kritisch wurde die Sache erst im 19. Jahrhundert, als Maschinen erfunden wurden, die die Produktivität um Potenzen steigerten und in denen man in großem Umfang erst Kohle und Öl, später Gas verbrannte. Aber nicht nur die Betreiber der Maschinen verdienten gut, sondern auch die Leute, die Kohleverbindungen aus dem Boden gruben oder pumpten. Daran hat sich bis heute nichts geändert, noch immer kann man mit Kohle und Erdöl eine Menge Geld verdienen. Seitdem jedoch bekannt ist, dass das beim Zeugsverbrennen entstehende CO2 die Wärmeabstrahlung der Erde behindert und sich die Erde immer mehr erwärmt, kommen diese Leute, fast nur Männer, unter Druck. Also muss man sich etwas einfallen lassen, mit dem man seine Geschäfte ohne Probleme weiter betreiben kann. Da gibt es aber doch Vorbilder für die Industrie der fossilen Brennstoffe. Denn die Tabakhersteller hatten ein ganz ähnliches Problem. Zwar wusste man, dass Rauchen der Gesundheit wenig zuträglich ist, aber es sollte doch möglich sein, die Leute davon abzulenken. Was bis heute hervorragend klappt.

Christian StöckerMänner, die die Welt verbrennen


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Vielen ist sicher noch das Zitat "Wir riefen Arbeitskräfte, es kamen Menschen" in Erinnerung. So richtig das Zitat ist, ist es aus dem Zusammenhang gerissen. Der Teil "Ein kleines Herrenvolk sieht sich in Gefahr" davor wird immer weggelassen. Es stammt aus einer Rede von Max Frisch, ist aber eben nur ein Nebensatz. Es ging auch nicht um Deutschland und türkische Gastarbeiter, sondern um Schweizer und Italiener. Die kamen noch vor den Türken in die Alpenrepublik als Türken nach Deutschland, stießen auf Abwehr und Fremdenfeindlichkeit. Besonders berüchtigt waren Männer, denen das Messer in der Tasche locker saß. Nein, eben nicht Muslime in Deutschland, sondern Italiener in der Schweiz. Die ersten Gastarbeiter in Deutschland waren dann auch Italiener, nicht Türken. Die Italiener landeten gesellschaftlich wie in der Schweiz ganz unten. Erst als das Anwerbeabkommen mit der Türkei geschlossen wurde, kamen türkische Gastarbeiter ab 1961 in die Bundesrepublik. Nun standen die Türken ganz unten und die Italiener durften aufsteigen. Diese Eingangsgeschichte wirft in Anpalagans Buch einen Blick zurück, in die Zeit, als das kleine Herrenvolk mit fremden Gebräuchen, Gerüchen und Gerichten konfrontiert wurde. Damals sprach noch niemand davon, Fremdenfeindlichkeit wie auch offener und subtiler Rassismus sei ein Phänomen des rechten Randes im politischen Spektrum. Schon damals waren es Themen der Mitte der bundesdeutschen Gesellschaft. Bis heute, so Anpalagan.

Stephan AnpalaganKampf & Sehnsucht in der Mitte der Gesellschaft


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Die Polykrise der letzten Monate, Putin und Trump, Bundestag, Klima und Ukraine, haben mich eher bei aktuellen Podcasts gehalten. Doch ein neues Buch von Bernhard Pörksen ist ein Wecker, mich mal wieder lesend mit anderen Themen zu beschäftigen. Pörksen beginnt das Buch mit einer Geschichte von Søren Kierkegaard. Ein Zirkuszelt am Rande eines Dorfes, inmitten ausgetrockneter Felder, gerät in Brand. Ausgerechnet den schon geschminkten Clown mit seinen lustigen Schuhen schickt man ins Dorf, um zu warnen und um Hilfe zu holen. So sehr er sich anstrengt, die Gefahr zu schildern, in der das Dorf schwebt, lacht man über ihn und hält sein Erscheinen für einen Gag und für Werbung. Niemand hört ihm zu, was er wirklich zu sagen hat, bis es zu spät ist. Dabei würde man sagen, Zuhören sei doch ganz einfach und alltäglich. Aber hören wir wirklich immer, was uns unser Gegenüber zu sagen hat, hören wir die wirkliche Botschaft? Zuhören, Dialog auf Augenhöhe, sind Schlagworte unserer Zeit, aber nur Leerformeln der politischen Rhetorik. Was heißt denn zuhören, nämlich die eigenen Überzeugungen in Frage stellen oder außenvor lassen, sich der Sicht auf die Welt anderer Menschen auszusetzen? Warum hörte man lange nicht auf die Opfer des sexuellen Missbrauchs in Schulen und in den Kirchen, warum hört man nicht auf die Warnungen vor dem Klimawandel? Pörksen zeigt, welche Mechanismen das Zuhören verhindern, ob im privaten Umfeld oder in der Öffentlichkeit. Und er präsentiert Ansätze und Methoden, die eine neue Offenheit, tieferes Verstehen und empathisches Zuhören ermöglichen. Wie erreicht man, so lautet die Schlüsselfrage, diejenigen, die man nicht mehr erreicht?

Bernhard PörksenZuhören
DeutschlandfunkAuswege aus der Polarisierungsfalle


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Als ich den Klappentext las, war mir nicht mehr wirklich erinnerlich, warum ich dieses Buch bei der Bundesanstalt für politische Bildung bestellt hatte. «Wahn und Wunder – Hitlers Krieg gegen die Kunst». Denn außer zu Musik habe ich zu Kunst keine wirklich innige Beziehung. Diszipliniert, wie ich gelegentlich bin, begann ich zu lesen. Musste dann schon nach kurzer Zeit zugeben, dass ich ein Buch erwischt hatte, das noch einmal neue, unbekannte Aspekte der Naziherrschaft zeigte. Es geht um Kunst, beginnend in der Weimarer Republik, endend, genau genommen, in der Gegenwart. Doch es geht um eine spezielle Kunst und dem, was daraus folgen sollte, in allen Konsequenzen. Um die Kunst von Psychiatrie-Insassen, um "entartete" Kunst, um moderne Kunst, um den Umgang der Nazis mit Kunst und um ihr Verständnis, was Kunst denn sei und wozu gut. Davon nicht zu trennen ist die unsägliche Aktion T4, als die Nazis begannen, Behinderte und psychisch Kranke in ausgewählten Anstalten mit Kohlenmonoxid, überdosierten Medikamenten oder schlichtweg durch Verhungern zu ermorden. Sozusagen als Prototyp des später folgenden Holocausts. Also nicht nur ein Buch über Kunst, sondern viel mehr über Zeitgeschichte. Über die Irren, die bis 1945 frei herum laufen durften. Über eine Zivilgesellschaft, eine Justiz und Kirchen, die wegschauten. Bis es zu spät war.

Charlie EnglishWahn und Wunder


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Denke ich 25 und mehr Jahre zurück, fallen mir eine Menge Krisen ein. Die Ölkrise in den Siebzigern hatte steil ansteigende Benzinpreise zur Folge. Positiv war daran, dass man an einigen Wochenenden mit dem Rad auf der A40 durch das Ruhrgebiet fahren konnte. Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl in 1986. Das Wüten der Roten Armeefraktion ab 1970. Nun finden wir uns Mitte der 2020er auch nicht gerade in einer krisenarmen Zeit, im Gegenteil, redet man aktuell von einer Polykrise. Doch es gibt Unterschiede zum letzten Jahrhundert. Nie war damals die Katastrophe in greifbarer Nähe, drohte der totale Zusammenbruch der Weltwirtschaft. Auch von einem Untergang der Zivilisation wegen des Klimawandels war nicht die Rede, obwohl schon damals Wissenschaftler vor der hemmungslosen Ausbeutung der irdischen Ressourcen warnten. Heute jedoch geht es ständig ums Ganze. Steht die Apokalypse permanent vor der Tür. Warten wir bange auf den Ausbruch des Dritten Weltkrieges wegen des Angriffs Russlands auf die Ukraine. Warum eskalieren die aktuellen Krisen ständig und verstummen die Kassandra-Rufe scheinbar gar nicht mehr? Christian Jakob unterzieht die Erzählungen von der Endzeit einem Faktencheck, nimmt sich die wichtigsten Szenarien vor und natürlich ihre Hintergründe. Die sind, man ahnt es, vielfältig.

Christian JakobEndzeit


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Es kann schon vorkommen, dass ich Bücher lese, die schon einige Jahre älter sind. Ein Buch von 1937 ist mir aber noch nicht untergekommen. Ein Nachbar, der seinen riesigen Bücherbestand nach und nach auflöst, schenkte mir dieses Buch, da er mich als "Englandfahrer" kennt. Bücher über England habe ich eigentlich schon reichlich, aber weiteres Material kann ja nie schaden. Wegen des Ausgabedatums, das mitten im Dritten Reich lag, war ich darauf gefasst, für heutige Verhältnisse merkwürdige Formulierungen und Positionen zu finden. Die gibt es auch tatsächlich, waren doch die Leute dieser Zeit noch stark von den deutschen Reichen davor beeinflusst. Das Buch bot sich zudem dafür an, es als Hörbuch zu bearbeiten, da sich scheinbar noch niemand daran gewagt hat. Dabei war ich dann doch etwas überrascht. Denn die Sprache der Nazis findet sich kaum darin, höchstens in andeutenden Nebensätzen, die die Veröffentlichung wohl erleichtern sollten. Dafür beschreibt Stutterheim die englische Kultur, Politik und das Sozialleben in selten zu findenden Details. Überraschend dazu, wie wenig sich in den vielen Jahren seit 1937 in Konventionen, Gebräuchen und Alltagsregeln in England verändert hat.

Kurt von StutterheimEngland – Heute und morgen


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Es ist nicht ungewöhnlich, dass ich nach den letzten Seiten eines Buches einen Moment brauche, um das Gelesene zu sortieren. Das ist im Grunde der Sinn der ganzen Leserei, Geschichte, Geschehnisse, die Welt überhaupt, aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Was die ehemalige DDR angeht, dazu den sozialen, politischen und kulturellen Zustand dieser gesamten Bundesrepublik, habe ich mindestens ein Dutzend Bücher bewältigt, von Dirk Oschmann über Steffen Mau, Anne Rabe bis Robert Rauh. Bei allem Bemühen der Autorinnen und Autoren konnte ich bisher nicht wirklich ergründen, warum in Ostdeutschland eine so kritische bis feindselige Einstellung gegenüber diesem Staat entstanden ist, warum die AfD, nun auch das BSW, mit populistischem, völkischem Geschwätz und blödsinnigen Parolen eine so breite Schicht anspricht. Mich interessierte, was denn so unterschiedlich läuft, zwischen Dresden und Köln, Hamburg und Rostock, Annaberg und Gummersbach. Ich verstand einfach nicht, warum Lichtenhagen passierte, was in diesen Leuten auf den PEGIDA-Märschen und bei den Freien Sachsen in den Köpfen vorging. Kowalczuk hat mit «Freiheitsschock» nicht die Antwort auf alles geliefert, aber er hat mir einen Aha-Moment vermittelt. In seinem Buch kommen keine grundlegend neuen Fakten auf den Tisch. Aber so, wie er die Geschichte neu zusammen setzt, ergibt sich ein Verständnis, das ich vorher nicht hatte.

NachgedankenZu «Freiheitsschock»


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Ilko-Sascha Kowalczuk kann man aktuell kaum entgehen. Kowalczuk im Fernsehen, beim Deutschlandfunk, beim MDR, beim WDR, in HR2 und im Spiegel. Sein Buch «Freiheitsschock» habe ich erst in der dritten Auflage bekommen, so schnell waren die ersten beiden vergriffen. Doch er hat keinen großen Roman geschrieben, nicht mal ein dreibändiges Geschichtswerk, sondern ein Essay. Wenn man so will, einen Aufsatz, eine Betrachtung. Damit entfällt schon einmal das Attribut "objektiv". Kowalczuk kann wohl kaum objektiv sein, in der DDR geboren und aufgewachsen, hat jedoch keine Karriere hinlegen können, weil er nicht genügend an das SED-Regime angepasst war. In diesem Buch schildert er seine Sicht, warum nach 1989 zwischen Ost und West nicht die große Verschwesterung aufkam, warum es bis heute quietscht mit der Einheit, warum Ost- und Westdeutschland nicht in wenigen Jahren zu einer homogenen Nation zusammen kamen. Es geht um die Unzufriedenheit in den neuen Bundesländern, überhaupt um die Unzufriedenheit mit Demokratie und Freiheit im Osten, die aber nicht ein reines Phänomen des Ostens ist. Denn auch in den westlichen Bundesländern erreichen AfD und neuerdings auch das BSW erkleckliche Wählerzahlen. Doch als wesentlich für die Situation im Osten sieht Kowalczuk grundlegende Missverständnisse, die im Osten über den Westen bestanden. Über das, was Freiheit und Demokratie wirklich bedeuten. Sie wollten die D-Mark, Reisefreiheit und Konsum, aber verstanden nicht, dass sie sich nun selbst um ihre Angelegenheiten kümmern mussten, ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Als die Erziehungsdiktatur der DDR endete.

Ilko-Sascha KowalczukFreiheitsschock


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Es seien schon viele Bücher über den Beginn des Lebens und über den Weg in ein gutes Leben geschrieben worden, ebenso über den Tod, meint Barbara Bleisch. Also wäre es Zeit gewesen, ein philosophisches Werk über die Mitte des Lebens zu schreiben, die sogenannten besten Jahre. Sie meint damit das Alter von ca. 50 bis 60 Jahren, also nicht die arithmetische Mitte, sondern die Jahre vor dem subjektiven Alter. Was schwanken kann, manche Leute sind ja bekanntlich schon Mitte 40 steinalt und verknöchert. Und doch wird diese Phase des Lebens bei Männern und Frauen immer noch unterschiedlich gesehen. Zumindest in der männlichen Sichtweise steht diese Zeit, hier greift etwas die Lebensrealität der Autorin, für den Höhepunkt der beruflichen Karriere, die wesentlichen Etappen des Lebens liegen hinter einem, vieles ist erledigt oder bewältigt und es sollte etwas Ruhe und Ausgeglichenheit einkehren. Tatsächlich ist das eher selten der Fall. Diese mittleren Jahre sind oft eine Zeit der Rückschau, was gelungen ist, was erreicht wurde, oder eben daneben gegangen. Nicht zuletzt hadern viele Menschen mit unerreichten Zielen und verpassten Gelegenheiten, geraten in eine 1957 vom kanadischen Psychoanalytiker Elliott Jaques so genannte "midlife crisis". Oder lässt sich dieser Lebensphase noch etwas anderes abgewinnen? Etwas Positives vielleicht?

Barbara BleischMitte des Lebens


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Wieder ein Buch, auf das ich über WDR 5 gestoßen bin, in der Reihe "Neugier genügt Redezeit". Ein autobiografisches Buch, das den Weg der Autorin Jutta Reichelt nachzeichnet, mehr ein Buch über einen Prozess als über eine Handlung. Geschrieben hat sie das Buch über viele Jahre. Jutta Reichelt war lange der Meinung, ihr Leben sei doch ein ganz normales, sie sei bei ganz normalen Eltern aufgewachsen, in einer ganz normalen Familie. Wenn da nicht seit Kindheit die Angewohnheit wäre Selbstgespräche zu führen. Nicht mal ab und zu, sondern ständig, geradezu wie eine Manie. Als Erwachsene spürt sie, dass sie es nicht schafft, ihre Lebensgeschichte zu erzählen, diese fühlt sich zerrissen, wie zersplittert an. Ihr Studium der Soziologie bricht sie ab, sie kann sich nicht auf Arbeiten und Referate konzentrieren. Beschließt Schriftstellerin zu werden, obwohl die mangelnde Konzentrationsfähigkeit sie kaum zu Texten über 18 Seiten kommen lässt. Zwar ist ihr schon bewusst, wie sie mit ihren Eltern aufgewachsen ist. Die Mutter emotionslos, desinteressiert und lieblos, der Vater tyrannisch und launisch, der zu viel trinkt. "Emotionale Vollwaise" sei sie gewesen. Insgesamt sind sie vier Kinder, die Beziehung zu ihren Geschwistern ist irgendwie unklar. Erst als sie durch die Vertretung ihres Hausarztes an eine Art Psychotherapie gerät, kommen Aspekte ihres Lebens an den Tag, die ihr zuvor nicht bewusst waren. Erlebnisse, Geschichten, Anekdoten bekommen eine andere Bedeutung. Erst allmählich kommt an den Tag, warum Reichelt gerade so ist, wie sie ist. Es geht um Missbrauch, Traumata und wie brüchig unsere Erinnerungen in Wirklichkeit sind.

Jutta ReicheltWorte für das Unsagbare
Jutta ReicheltMein Leben war nicht wie es war


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Statistisch ist jeder fünfte Mensch ein Chinese. Oder eine Chinesin. Beim Abzählen an der nächsten Kaffeetafel der Familienfeier stellt sich also heraus, dass Onkel Karl Chinese ist. Alter Kalauer. Jetzt mal im Ernst. Wenn ein namhaftes Magazin meldet, dass ein neues Mammographieverfahren die Zahl erkannten Brusttumore um 50% steigert, klingt das doch toll. Werden also bei 1.000 Frauen statt zwei Tumore dann drei Tumore erkannt, sind das 50% mehr. Der relative Wert ist also viel beeindruckender als der absolute Wert, der Eins beträgt. Aber man hat eine tolle Schlagzeile. Deshalb benutzen Medien eben gerne relative Werte statt absolute, die reinen Zahlen. Umweltverbände sagen, dass in Deutschland 15.000 Menschen im Jahr durch zu viel Feinstaub sterben. Woher kommt diese Zahl? Die Todesursache Feinstaub habe ich noch nie gesehen. Naturschützer wollen Windkraftanlagen verhindern, weil die 100.000 Vögel im Jahr "schreddern". Nicht töten oder verletzen, sondern "schreddern". Klingt doch viel grausamer. Aber woher haben die wieder diese Zahl? Aus eigener Beobachtung weiß ich, dass Amseln, Meisen oder Spatzen gar nicht in dieser Höhe fliegen, in der der Rotor selbst bei starkem Wind sechs oder sieben Sekunden für eine Umdrehung braucht. Läuft da jemand durch die Gegend und zählt tote Vögel unter Windrädern? Oder werden da Statistiken erzeugt, die entweder zusammen phantasiert oder mit aberwitzigen Rechenkunststückchen die Aufmerksamkeit steigern? Die Autoren haben deshalb nun nach ihrem ersten Buch noch einmal nachgelegt. Es geht um Mathematik und Statistik, obwohl der Titel des Buches den entsprechenden Ernst vermissen lässt.

Bauer/Gigerenzer/Krämer/SchüllerGrüne fahren SUV und Joggen macht unsterblich


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