Zuerst dachte ich, dass Sven Plöger einen weiteren Band zum Thema vorgelegt hätte. Tatsächlich ist es eine Neuauflage und Erweiterung seines Buches aus 2020. Daher gilt die Rezension aus diesem Jahr unverändert weiter. Plöger hat das Buch erheblich erweitert und aktualisiert, sowohl hinsichtlich Zahlen und Daten, neuen Erkenntnissen über den Klimawandel, zwei ganz neue Kapitel sind hinzu gekommen, wie auf dem Einband zu lesen. Was sich nicht geändert hat: Welche drastischen Folgen der Klimawandel für die Welt und die Menschen nach sich zieht, wie wenig wir inzwischen getan haben, um ihn aufzuhalten. Wohltuend noch immer die nüchterne, anschauliche und faktenbasierte Art zu schreiben. Fast alle Kapitel sind erheblich umfangreicher geworden, wodurch diese Ausgabe deutlich dicker geworden ist als die erste. Die vielleicht wichtigste Botschaft Plögers ist die, dass Klima, Wetter und die Welt insgesamt ein so komplexes und unvorhersagbares System sind, dass es oft schwer fällt zu sehen, was wann und warum geschieht. Warum Winde im Westen der USA das Wetter in Indien beeinflussen. Dass die langanhaltenden Tiefs über uns, mit Unwettern und Wetteranomalien, kein Zufall sind und wie das mit den Jetstreams zusammen hängt. Es ist kein wissenschaftliches Buch, aber perfekt für alle Leute, die verstehen wollen, was Wetter und Klima sind und wie sie zusammen gehen. Auch wenn „nur“ eine neue Ausgabe, ein beeindruckendes, wenn nicht beängstigendes Buch.
Archiv für das Monat: März, 2024
Die Bagger-Attacke auf das Telefonkabel unter dem Asphalt hatte eine längere Offline-Zeit zur Folge. Was ausgiebiges Lesen förderte. Es gibt also Nachholbedarf. Erstes Buch: Das neue Werk von Michael Schmidt-Salomon. Wenn man die pseudowissenschaftliche Esoterik und den baren Unsinn nicht nur in sozialen Medien betrachtet, fragt man sich, was aus den Erkenntnissen eines Einsteins, eines Darwins oder eines Karl Popper geworden ist. Denn diese Leute haben einmal dafür gesorgt, dass das Bild der Welt aus wissenschaftlicher Erkenntnis entstand. Michael Schmidt-Salomon vermutet, dass es einfach daran liegt, dass wir seit der Jahrhundertwende mit solchen Mengen an Informationen überschüttet werden, dass viele Leute den Überblick verlieren. Was eine Art kultureller Demenz bewirkt. In seinem Buch möchte er mit der Erinnerung an zehn Menschen daran erinnern, wie diese einen anderen Blick auf die Wirklichkeit geschaffen haben. Aber auch wie sie die Welt beeinflusst haben und was ihre zentralen Ideen waren. Er bezeichnet diese Leute, wie Albert Einstein, Marie Curie, Karl Marx oder Julian Huxley, als zehn Influencer für ein zeitgemäßes Weltbild. Schmidt-Salomon geht noch einmal zu den Größen der Wissenschaft und Philosophie zurück. Schildert ihren Werdegang, ihre Persönlichkeit und welche Rolle sie in der heutigen Zeit noch spielen.
Liest man regelmäßig in den sozialen Medien, aber auch in etablierten Zeitschriften oder schaut man Nachrichten im Fernsehen, könnte man meinen, in unserem Land sei das große Hauen und Stechen ausgebrochen. Ob Migration und Einwanderung, Gendersternchen oder die Ehe für Lesben und Schwule, überall scheint der große Konflikt ausgebrochen. Man dürfe nichts mehr sagen und die Grünen würden eh alles verbieten. Aber stimmt das so überhaupt, dass es in Deutschland nur noch um Streit und extreme Meinungen geht? Der Soziologe Steffen Mau hat sich in einer groß angelegten Studie mit dieser Frage beschäftigt, sowohl in Form von Umfragen als auch in Arbeitsgruppen mit Leuten in mehreren Großstädten. Um die untersuchten Inhalte einzugrenzen und zu wirklich konkreten Aussagen zu kommen, hat er deshalb vier von ihm so genannte Arenen definiert. Die Oben-Unten-Arena, die Innen-Außen-Arena, die Wir-Sie-Arena und die Heute-Morgen-Arena. Während die erste Arena geradezu klassisch ist und es um Umverteilung und soziale Gerechtigkeit geht, sind die weiteren drei Arenen eher Themen der Neuzeit. Es geht im Wesentlichen um Zuwanderung und Migration, um Identität und Zugehörigkeit, zuletzt im Kern um Klimawandel und Ökologie. In allen vier Arenen sollen Ungleichheiten, Diskurse und Konflikte identifiziert werden. Daraus dann abgeleitet, wie gespalten unsere Gesellschaft nun wirklich ist. Die im Vordergrund stehenden Triggerpunkte kommen erst im zweiten Kapitel auf den Tisch. Am Ende mit einem eher wenig überraschenden Ergebnis.