Michael Schmidt-Salomon: Die Evolution des Denkens

Die Bagger-Attacke auf das Telefonkabel unter dem Asphalt hatte eine längere Offline-Zeit zur Folge. Was ausgiebiges Lesen förderte. Es gibt also Nachholbedarf. Erstes Buch: Das neue Werk von Michael Schmidt-Salomon. Wenn man die pseudowissenschaftliche Esoterik und den baren Unsinn nicht nur in sozialen Medien betrachtet, fragt man sich, was aus den Erkenntnissen eines Einsteins, eines Darwins oder eines Karl Popper geworden ist. Denn diese Leute haben einmal dafür gesorgt, dass das Bild der Welt aus wissenschaftlicher Erkenntnis entstand. Michael Schmidt-Salomon vermutet, dass es einfach daran liegt, dass wir seit der Jahrhundertwende mit solchen Mengen an Informationen überschüttet werden, dass viele Leute den Überblick verlieren. Was eine Art kultureller Demenz bewirkt. In seinem Buch möchte er mit der Erinnerung an zehn Menschen daran erinnern, wie diese einen anderen Blick auf die Wirklichkeit geschaffen haben. Aber auch wie sie die Welt beeinflusst haben und was ihre zentralen Ideen waren. Er bezeichnet diese Leute, wie Albert Einstein, Marie Curie, Karl Marx oder Julian Huxley, als zehn Influencer für ein zeitgemäßes Weltbild. Schmidt-Salomon geht noch einmal zu den Größen der Wissenschaft und Philosophie zurück. Schildert ihren Werdegang, ihre Persönlichkeit und welche Rolle sie in der heutigen Zeit noch spielen.

Vorweggenommen ein Lob für die wieder ausgezeichnete Lesbarkeit, den Blick auf Details und für einen Perspektivwechsel. Im Vordergrund stehen nicht die jeweiligen Beiträge zur Aufklärung und zur wissenschaftlichen Erkenntnis. Stattdessen konzentriert sich Schmidt-Salomon auf Motivation, Vorgehen, Widerstände aus der Gesellschaft und die Mosaiksteine, die das Weltbild heute ausmachen. Es ist auch bezeichnend, dass nur eine einzige Frau in den Fokus genommen wird. Darauf geht der Autor im Vorwort ein, allen Vermutungen zum Trotz ist es den vergangenen Strukturen zuzurechnen. Abgeschlossen wird das Buch mit einem Kapitel, in dem Schmidt-Salomon Gedanken darüber beisteuert, wie denn tatsächlich die Rolle des Homo Sapiens in der Welt gedacht sein könnte. Ob nicht an die Stelle eines Zerstörers auch der Erhalter und Retter kommen könnte. Was weitreichende Erkenntnisse und daraus folgende Konsequenzen voraussetzen würde, zu denen die Masse der Menschen weder bereit noch fähig zu sein scheint.

Besondere Betonung liegt noch einmal darauf, dass alle Erkenntnisse der Personen keinen Alleinanspruch bewirken. Alle hatten sie Vorläufer, arbeiteten auf der Basis des Wissens, das schon vorhanden war. Auch ein Einstein partizipierte an Wissen, das bereits von anderen Leuten vorbereitet war. Was aber auch keine ganz neue Information ist. Am Ende des Buch tritt mal wieder eine gewisse Ratlosigkeit ein. Sicher sind diese Kurzbiografien interessant und lesenswert, doch Schmidt-Salomon lässt offen, was eine Rückbesinnung auf diese Menschen bewirken könnte. Warum sie Influencer im Heute sein könnten. Anders formuliert fehlt dem Buch eine gewisse Linie, eine Hinführung auf einen Perspektivwechsel, man weiß nicht so recht, wohin die Fahrt geplant ist. So ist «Die Evolution des Denkens» unterhaltsam, wirft einen anderen Blick auf historische Forscher und Wissenschaftler. Lässt die Leserin und den Leser etwas orientierungslos zurück. So wird das Buch eher Unterhaltungsliteratur, als dass es auf neue Pfade führt. Schade eigentlich.

Michael Schmidt-Salomon (* 14. September 1967 in Trier als Michael Schmidt) ist Philosoph, Autor, Mitbegründer und Vorstandssprecher der evolutionär-humanistischen Giordano-Bruno-Stiftung (gbs). […] Er studierte Erziehungswissenschaften an der Universität Trier, erwarb dort 1992 sein Diplom in Pädagogik und promovierte im selben Fach 1997 zum Dr. phil. mit dem Dissertationsthema „Erkenntnis aus Engagement. Grundlegungen zu einer Theorie der Neomoderne“ mit der Bewertung summa cum laude. 1998 erhielt er den Ethik-Preis des Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatts. Von 1992 bis 2001 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter an der Universität Trier. Ab 2002 arbeitete er als Dozent, u. a. am Institut d’Études Éducatives et Sociales (IEES) in Luxemburg. Er war von 1999 bis 2007 Redakteur der Zeitschrift „Materialien und Informationen zur Zeit“. 2004 wurde er für seine Arbeit und für den Roman «Stollbergs Inferno» von 2003 mit dem Ernst-Topitsch-Preis der Kellmann-Stiftung ausgezeichnet. 2019 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität in Liberec. […] Mit seiner zweiten Frau, der Diplom-Psychologin Elke Held, bildete er von 2001 bis 2005 das Text- & PR-Büro Held & Salomon, das 2001 für das Projekt Porta-L den Multimediapreis des Landes Rheinland-Pfalz erhielt.

Dieser Text basiert auf dem Artikel Michael Schmidt-Salomon aus der freien  Enzyklopädie Wikipedia  und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

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