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Warum kaufen wir Dinge und sind dann enttäuscht oder stellen fest, dass wir sie gar nicht brauchen? Warum entscheiden wir so und so? Entschuldigungen gibt es dann viele. Der Hersteller oder Verkäufer hat uns belogen oder getäuscht. Oder wir hatten gerade nicht alle Fakten parat. Oder oder oder. Wir sind so sicher, dass unsere Entscheidungen vernünftig und stichhaltig sind, jedenfalls in 99% aller Fälle. Ist das tatsächlich so und ist es wissenschaftlich überprüfbar? Und warum schätzt der Verkäufer einer Sache den Wert immer höher ein als der Käufer? Was ist der IKEA-Effekt?


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Gerade habe ich mich bei Facebook abgemeldet, da kommt der ganze Müll zurück. Wenn auch dieses Mal in einem anderen Kontext. Hasnain Kazim, Spiegel-Redakteur mit indisch-pakistanischen Wurzeln, schreibt in diesem Buch über die rassistischen, faschistoiden Briefe, die ihn schon als Jugendlicher erreichten. Bevor sie mit der Digitalisierung dann von Facebook und per Email kommen sollten. Doch anstatt zu verstummen und zu ertragen, beschließt er, zurück zu schreiben. Schlagfertig, intelligent, witzig und überraschend. So entstand ein kluges und zugleich augenzwinkerndes Buch über seine Schlagabtäusche mit den Karlheinzen dieser Welt. Er will damit zeigen, warum man den Hass, der im eigenen Postfach landet, nicht unkommentiert lassen sollte. Denn, wie Hasnain Kazim schreibt: »Wenn wir schweigen, beginnen wir, den Hass zu akzeptieren.«


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Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, Bücher nach einiger Zeit noch einmal zu lesen. Entweder, um mein Bücherregal zu entlasten und diese Bücher zu entsorgen, oder um bestehende Urteile über Bücher zu überprüfen. Zuletzt war es Wolf Schneiders Buch „Deutsch für Profis“, das immer wieder Schreibern in der Lernphase empfohlen wird. Zu Recht, würde ich auch nach dem zweiten Lesen sagen. Weil sich das Buch nicht nur durch Inhalt qualifiziert, sondern auch durch das, was vielen Büchern fehlt.


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Mit dem bevorstehenden Tag, an sich dem der (angebliche) Anschlag der 95 Thesen durch Dr. Martin Luther an die Wittenberger Kirche zum 500-sten Male jährt, kann es nicht schaden, sich über diese Zeit und diesen Mann genauer zu informieren. Was nicht einfach ist, weil man in jeder Buchhandlung von ganzen Stapeln von Büchern über Luther erschlagen wird. Ich folgte dem kleinen Aufkleber, auf dem der Spiegel dieses Buch in seiner Bestsellerliste empfiehlt. Es gibt hoffentlich noch Siegel, denen man folgen kann. Für mich ein Wieder-Auseinandersetzen mit dem Reformator.


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Bei dem jetzt schon verfügbaren Arsenal an Büchern für das Online-Geschäft in 2017 noch ein neues dazu heraus zu bringen, erfordert Mut. Oder ein ganz neues Konzept. Oder eine ganz neue Methode. Nach den positiven Erfahrungen mit anderen Büchern dieses Genres bestellte ich das Buch sofort und hoffnungsfroh, denn es war vollmundig angeboten. Von einem Verlag, der schlechthin für Qualität steht. Dieses Mal leider eine Fehleinschätzung meinerseits.


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Bill Bryson: Eone kurze Geschichte von fast allem

Bill Bryson: Eine kurze Geschichte von fast allem

Wenn man Schülern, auch denen der höheren Klassen, etwas wirklich Schlimmes antun möchte, würde die Aufgabe lauten: verfasse eine Inhaltsangabe dieses Buches. Das Problem wäre nicht etwa der Umfang.  Gut 600 eng bedruckte Seiten haben viele Werke der Literatur. Es ist mehr der Inhalt. Bryson stellt Fragen, viele Fragen. Wie groß ist das Universum? Was wiegt unsere Erde? Wie viele Atome enthält ein Mensch? Was sind Bakterien? Wie sind sie entstanden und warum? Wie entstand die Erde, der Kosmos, der Mensch? Warum gab es Eiszeiten? Allein die Fragen aufzulisten, wäre kaum in einem solchen Blog-Eintrag möglich. Überraschend dabei, wie viele Antwort Bryson liefert.


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Nea Matzen: Onlinejournalismus

Nea Matzen: Onlinejournalismus

Die Taschenbuchserie Wegweiser Journalismus des UVK-Verlages war mir schon mehrfach begegnet, kleine, aber gut geschriebene und hilfreiche Einführungen in verschiedene Themen des Journalismus. Das Buch Onlinejournalismus von Nea Matzen hatte ich kurz nach dem Buch von Henning Noske gekauft. Im Vergleich zu letzterem wirklich ein Taschenbuch. So stellte sich die Frage, wie viel Informationen und Hilfe ein so kleines Taschenbuch denn liefern kann. Und ich musste zugeben, dass es eine Menge ist.


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Bill Bryson: Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge

Bill Bryson: Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge

Normalerweise schreibe ich keine Rezensionen zu allgemeinen Büchern. Das tue ich hier auch nicht, sondern würde dieses Buch des Amerikaners Bill Bryson Schreibern aus einem ganz anderen Grund empfehlen. Weil man von Bryson lernen kann, wie man ein fast 600 Seiten dickes Buch über überflüssiges und nutzloses Wissen schreibt, ohne auch nur eine Seite lang zu langweilen. Weil Bryson ein sehr guter Schreiber ist, von dem man eine Menge lernen kann. Weil es genau zwei Dinge sind, mit denen Bryson den Leser fesselt und auf eine Reise vom Mittelalter in die Moderne mitnimmt.


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Sol Stein: Über das Schreiben

Sol Stein: Über das Schreiben

Schon als Kind mochte ich keine dicken Bücher. Als ich das Buch von Sol Stein auspackte, fragte ich mich, wie lange ich für dieses 450-Seiten-Werk wohl brauchen würde, wahrscheinlich Monate. Es wurden keine drei Wochen.

Sol Stein ist ein amerikanischer Lektor und Autor. Die Namensliste seiner Kunden, für die er lektoriert, ist das Who-Is-Who der amerikanischen Autorenszene. Daher ist das Buch auch zuerst für Autoren in der fiktionalen Literatur gedacht. Stein zeigt, wie man gute und bindende Texte schreibt, wie man Spannung aufbaut, wie man Geschwindigkeit steigert und zurück nimmt, wie man Texte strukturiert und so weiter. Das habe ich bei anderen Autoren auch schon gelesen, aber Stein ist der Erste, bei dem ich das Prinzip „Erzähle nicht, zeige“ tatsächlich verstanden habe. Dazu, wie man eben gute Texte schreibt, ohne Platitüden und Schemata, wie Texte emotional werden und anschaulich. Er kann die vielen Regeln und Verfahren für Texte plausibel und anschaulich darstellen, mit vielen Beispielen, kleinen Übungen und Auszügen. Netter Weise hat er aber nicht nur die Schreiber fiktionaler Texte im Sinn.

Etwa ein Drittel des Buches wendet sich an die nichtfiktionalen Schreiber wie Journalisten. Wie man auch eine Nachricht oder einen Bericht oder eine Reportage lebendig, packend und lesenswürdig verfasst, was Sprache bildhaft macht, was langweilige von spannenden Texten unterscheidet. Damit wird Über das Schreiben nicht nur ein großes Buch für Autoren von Romanen und Kurzgeschichten, sondern auch für Journalisten. Ein Buch, dass man nach dem Lesen und Durcharbeiten anders auf seine Texte schaut. Eben eines der wenigen großartigen Bücher.

Man könnte ja meinen, gerade als „digital native“, man wüsste schon alles. Lässt man etwas mehr Selbstkritik zu, kann man nie genug lernen. Deshalb kam das Buch Online-Journalismus – Was man wissen und können muss von Henning Noske in meinen Bestand. Etwas stutzig machte mich zuerst der Untertitel des Buches: Das neue Lese- und Lernbuch. Erst im Nachhinein habe ich verstanden, was gemeint war. Dieser Hinweis macht das Buch zum einen interessant und zum anderen wieder etwas sperrig und nicht immer einfach zu lesen. Und doch halte ich das Buch für hilfreich und gut.

Henning Noske ist ein ganz alter Hase, Jahrgang 1959 und Leiter der Stadtredaktion der Braunschweiger Zeitung. Damit kommt er erwartungsgemäß aus der alten Welt des Print-Journalismus. In diesem Buch beschreibt er seinen Weg aus dem klassische Print- in den Online-Journalismus, wie er begonnen hat, wo er heute gelandet ist und welche Erfahrungen er auf dem Weg mitgenommen hat. Deshalb ist das Buch ein Lesebuch, er nimmt den Leser mit auf seine Reise von der Schreibmaschine zum iPhone. Lernbuch ist es dann, wenn er Techniken und Themen im Online-Journalismus beschreibt. Damit pendelt Noske zwischen den Polen Autobiografie und Fachbuch. Das hat einmal etwas Erfrischendes, landet dann leider gelegentlich etwas zu sehr in der Klassik. Noske hält die Prinzipien des klassischen Journalismus sehr hoch, und das ist gut so, er will den Qualitäts-Journalismus in der Online-Welt sehen. Aber, ob eine kommentierte Listung des Pressekodex wirklich hilfreich ist, muss man für sich selbst entscheiden. Dafür ist eine Übersicht der Fachbegriffe und Produkte in der Online-Welt schon ein gelegentliches Aha wert.

Damit hängt das Buch ein wenig zwischen den Welten. Es ist kein wirkliches Sachbuch, eher ein Ratgeber und Tippgeber, wie man seinen Weg in den Online-Journalismus nehmen kann, was die Voraussetzungen sind und worauf man achten sollte oder muss. In dem Sinne ist es lesenswert. Wer allerdings ein knappes und kompaktes Lehrbuch für den Online-Journalismus erwartet, wird enttäuscht sein. Ich bereue die Lektüre des Buches nicht, es hat doch den Wert, dass es dem angehenden Online-Journalisten die kritischen Punkte und Pfade vor Augen führt. Oder dem schon gesetzten Online-Menschen noch den einen oder anderen Wecker stellt.

Kurz und gut schreiben

Kurz und gut schreiben

Roy Peter Clark ist ein guter Recycler. Sein Buch aus 2014 konzentriert sich auf Kurzprosa. Kurzprosa findet sich überall, als Werbetexte, in Twitter und Facebook, auf Toilettentüren und auf Zetteln in Glückskeksen. Genau genommen unterscheidet sich dieses Buch nicht wesentlich von 50 Werkzeuge für gutes Schreiben, er geht hier konzentrierter auf Methoden und Verfahren für kurze und kompakte Texte ein. Diese beiden Bücher, dieses und 50 Werkzeuge, ergänzen sich, in einigen Abschnitten wiederholen sie sich. Ich würde Kurz und gut schreiben als Ergänzungsband zum obigen Buch betrachten. Zielthema sind kurze Texte und wie man Inhalte und Umfang fokussiert. Für Leser des obigen Buches nicht immer neue Erkenntnisse, aber als Ergänzung für die Welt des Digitalen sinnvoll. Das macht er im ersten Drittel des Buches auch sehr gut. Tatsächlich kommen viele Tipps und Beispiele zur Sprache, wie Sprache eindeutig, klar und korrekt wird. Dabei geht Clark auf den aktuellen Stand der Kommunikation ein, auf Twitter und andere Online-Dienste.

Roy Peter Clark arbeitet immer mit vielen Beispielen und anschaulichen Zitaten, das macht seinen Stil aus. In diesem Buch bleibt er dabei, das erzeugt Praxisnähe, nicht ohne gewisse Seitenhiebe auf andere Autoren, oft humorvoll und sehr lesbar geschrieben. Ich würde empfehlen, entweder Kurz und gut schreiben oder 50 Werkzeuge zu lesen. Beide zusammen ergeben einige Redundanz.

Ob Frau S. eine Ahnung hat, wie sehr sie mich inspiriert? Lange konnte ich ihr nicht aus dem Weg gehen, so traf ich sie vor ein paar Tagen an der Garage. Sie schaute angestrengt und in gebückter Haltung an ihrem schwarzen Auto entlang, da musste irgendwo so etwas wie ein Streifen sein, den bestimmt Frau K. in der Garage beim Einsteigen mit ihrer Umhängetasche verursacht haben musste. Frau K. passt ja nie auf, und frech ist sie auch noch. Sie schauen ja immer nach, ob irgendetwas am Auto ist, auch wenn sie in der Stadt waren. Und dass Frau K. immer so aufstampfen würde, deshalb sei meine Vormieterin auch völlig entnervt ausgezogen. Mein Kenntnisstand bezüglich des Auszuges an dieser Stelle ist ein völlig anderer, auch den Zustand der Wohnung nach Frau W.’s Auszug wollte ich an dieser Stelle nicht einbringen. Das Problem mit dem lauten Rolladen-Herunterlassen überspringe ich jetzt. Und das Garagentor, morgens um acht. Geschlagene zwölf Minuten meiner Arbeitszeit hat es mich gekostet. Ich gehe darauf später noch einmal ein.

Veränderung ist für Frau S. wohl nicht mehr möglich, aber wie weit ist Veränderung überhaupt möglich, wenn sie an die Grundfeste der wirtschaftlichen Existenz geht, an den Job, den Beruf? Und was kann man von so einer Veränderung überhaupt erwarten? Was ist noch möglich, und wie?

Ich vermute, dass Frau S. solche Zeiten nicht hat wie ich in den letzten Wochen. Zeiten Neues zu sehen und zu erleben, Bücher zu lesen, die nachdenklich machen und die helfen, eigene Fragen und Grenzen in Frage zu stellen. Ein solches Buch ist „Lebe deine wirkliche Berufung: Der spirituelle Weg“ von Guido Ernst Hannig. Zuerst hat mich der Titel etwas abgeschreckt, Spiritualität ist nicht unbedingt ein Modewort heute. Hannigs Ansatz ist jedoch keine verquere Esoterik, sondern er betrachtet die Fragen der beruflichen und damit persönlichen Veränderung oder Entscheidung aus der Sicht der inneren Berufung. Was diese innere Berufung ist, woher sie stammt und wie sich zeigt, stellt er an konkreten Fällen dar, nicht aus theoretischer Betrachtung. Dass sich Hannig dabei auf christliche Tradition und universale Bestimmung beruft, kann zuerst ablenken, tatsächlich führt er uns auf ganz ursprüngliche Botschaften zurück, die uns aus der abendländischen Welt vertraut sind. Auf diese Weise führt er bekannte Leitlinien und neue Sichtweisen zusammen.

Ziel seines Buches ist nicht nur das Erkennen seiner inneren Berufung, sondern auch das Finden eines Weges gegen die inneren Widerständes des Egos und der Vernunft, der Umgang mit der Umgebung und das Einbetten der Veränderung in den Alltag. In diesem Sinne weit ab von Theorie und Philosophie, und immer im Bewusstsein, dass berufliche Veränderung auch persönliche bedeutet, davon nicht zu trennen ist. Somit berufliche Veränderung als ein Teil der Selbstfindung, Bereitschaft zur Veränderung als Erweiterung des inneren Horizontes. Ein gut lesbares und lesenswertes Buch, nicht nur mit dem Willen zur beruflichen Entscheidung.

Die meisten kennen sicher das Gefühl, das einen beschleicht, wenn man mit bestimmten Personen zusammen kommt, oder Beklemmungen in gewissen Situationen, oder dass man an einer Stelle immer wieder gleich reagiert, obwohl man sich hinterher an den Kopf fasst und es doch beim nächsten Mal ganz anders machen wollte. Die möglischen Gründe für diese Situationen und Verhaltensweisen behandelt Schwartz in seinem Buch „IFS – Das System der Inneren Familie“. Schwartz führt ein Therapiemodell ein, das davon ausgeht, dass neben unserem eigentlichen Selbst noch weitere Teile in uns existieren, die situationsabhängig und individuell die Regie übernehmen, ohne dass es uns immer bewusst wird. Sein Modell ist frappierend einfach und geht weg von pathologisierenden Betrachtungen und problemanalysierenden Verfahren. Stattdessen führt er ein Modell ein, das zur eigenen Wertschätzung, Achtsamkeit und Selbstführung anleitet.

Was das Buch so lesenswert und interessant macht, ist nicht nur der Ansatz, den Schwartz einführt, sondern auch die selbstkritische, praxisbezogene und realistische Art, wie er die Sache angeht. Er umreißt ein Modell, das in uns verschiedene innere Akteure einführt, denen wir nicht so hilflos ausgeliefert sind, wie wir es allgemein annehmen. Stattdessen zeigt er Methoden auf, die solche Kräfte wie beispielsweise Das Kind, Den Kritiker oder Den Einpeitscher sichtbar und erfahrbar werden lassen. Dabei gibt er keine solchen Strukturen vor, sondern ermuntert zum Finden der ganz eigenen Anteile in sich. Das Ziel kann in zwei Richtungen liegen, einmal als eine Methode für den Therapeuten, aber auch für denjenigen, der sich mit solchen inneren Vorgängen näher auseinandersetzen möchte oder muss. Im Kern geht es darum, zu sehen, und idealerweise auch zu steuern, was uns in Situationen treibt oder bremst, und warum wir scheinbar beliebig immer wieder in die gleichen Fettnäpfchen latschen.

Es ist weder Ratgeber noch Lehrbuch, eher eine praktische Anleitung für eine neue Betrachtungsweise unseres Inneren und was uns steuert. Und über mögliche Ansätze, diese Einflüsse unserer Inneren Familie zu vermindern. Eines der besten Bücher, die ich seit langer Zeit in der Hand gehabt habe.