Michael E. Mann: Moment der Entscheidung

Klimawandel hat es in der Erdgeschichte immer gegeben. Im Extrem sogar in der Hinsicht, dass die Erde nach ihrer Entstehung zwei Milliarden Jahre lang nicht einmal eine Sauerstoff-Atmosphäre hatte. Doch nicht alle Klimaveränderungen waren naturgegeben. Mit dem Auftreten von Leben gab es nun nicht nur eine Wechselwirkung zwischen Erde und Leben, sondern auch umgekehrt. Immer aber über Jahrtausende. Nun gibt es sogar Anhaltspunkte, dass schon vor 6.000 Jahren der Mensch das Klima beeinflusste, als er weiträumig Landschaft gestaltete und Wälder abholzte. Doch so gravierend wie in den letzten zweihundert Jahren hat sich das Klima noch nie verändert. Michael E. Mann führt durch die Erdgeschichte, wie extrem und häufig sich das Klima auf diesem Planeten verändert hat, es gab sogar Phasen, in denen die Erde deutlich wärmer war als heute. Genauso wie Zeiten, in denen die Erde eine Schnee- und Eiskugel war. Fast alle Entwicklungen des Klimas lassen sich heute sehr gut erklären. Leider auch der aktuelle Klimawandel. Es geht also um die heutigen Klimaveränderungen, die der Mensch durch das Verbrennen fossiler Energiequellen herbei führt. Zugleich hilft das Verstehen bisheriger Klimaveränderungen, wie wir aus der jetzigen Bredouille wieder heraus kommen. Oder wenigstens das Schlimmste verhindern.

Michael E. MannMoment der Entscheidung

Wenn man viereinhalb Milliarden Jahre Erdgeschichte betrachtet, kommt da natürlich Einiges an Veränderung zusammen. Wobei es Mann nur um Klimathemen geht. Angefangen von der Zeit der Entstehung des Erde und wie sie damals aussah, weiter zu den drastischen Veränderungen, als Cyanobakterien die Photosynthese erfanden und zum ersten Mal Sauerstoff in der Atmosphäre auftrat. Damit veränderte sich auch das Klima gewaltig, denn der Sauerstoff baute eine Menge anderer Stoffe in der Atmosphäre. Der ehemals extreme Treibhauseffekt verminderte sich. Die ersten komplexeren Lebensformen und Pflanzen traten ins Geschehen, noch mehr Sauerstoff, immer weniger Kohlendioxid. Was zum ersten großen Artensterben führte, denn viele Arten vertrugen den Sauerstoff schlecht. Doch das Leben ging weiter, die verbliebenen Arten passten sich an. Warmzeiten lösten Kaltzeiten ab, doch da diese Veränderungen immer über mehrere 100.000 Jahre verliefen, war Anpassung kein Problem. Das nächste große Sterben vor 66 Millionen Jahren, als ein Komet die Erde traf und den Himmel für einige Jahrzehnte verdunkelte. Die Stunde der kleinen Säugetiere, deren Weg irgendwann bis zu uns verlief. All diese Entwicklungen stehen bei Mann natürlich unter dem Oberthema Klima. Schließlich folgte die Eem-Warmzeit, die Zeit, als die ganze Erde eine Eiswüste war, doch wegen bestimmter Veränderungen auch wieder auftaute.

Zuletzt geht es in die „common era“, die gemeinsame Zeit, die letzten 2.000 Jahre. Welche Schäden der Mensch anrichten kann, wurde zum ersten Mal sichtbar, als der Amerikaner Thomas Midgley die FCKWs als Kühl- und Treibmittel erfand, die bald die Ozonschicht zerstörten. Hätte Midgley statt Chlor das teurere Brom verwendet, gäbe es die Ozonschicht nicht mehr und uns wahrscheinlich auch nicht. Verfolgt man nun zusätzlich das globale Klima seit dem 18. Jahrhundert, woran Michael E. Mann wesentlich gearbeitet hat, kommt man zur Hockeyschläger-Kurze. Dem extremen Temperaturanstieg seit Beginn der industriellen Revolution Mitte des 19. Jahrhundert. Mit dem bisher im Buch ausgiebig behandeltem Verlauf der Klimaentwicklungen wird deutlich, dass es niemals in der Erdgeschichte solche Veränderungen innerhalb von 200 Jahren gegeben hat. Mann führt nun die verschiedenen Szenarien auf, wie diese Entwicklung weiter gehen könnte. Und was die Alternativen sind.

Mit dem Thema Milliarden Jahre Klima auf der Erde ist das Buch natürlich zum Lesen schon eine Herausforderung. Doch trotz seiner Herkunft aus der Klimawissenschaft schreibt Mann sehr verständlich, sehr bildlich. Wo ihm dann doch Fachbegriffe unterkommen, die nicht landläufig bekannt sind, springen Übersetzerin und Übersetzer ein. Die Geschichte des Erdklima zu verfolgen macht durchaus Spaß. Auch wenn gegen Ende der Geschichte, in der Gegenwart, die Sache nicht mehr so lustig ist. Mann bleibt trotzdem immer sachlich, wissenschaftlich und betreibt keine Panikmache. Doch das Buch macht sehr eindringlich klar, wie wenige Sekunden vor zwölf es ist, und was die dringend notwendigen Konsequenzen wären. Oder was die Folgen sind.

Michael E. Mann (* 28. Dezember 1965 in Amherst, Massachusetts) ist ein US-amerikanischer Klimatologe. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Paläoklimatologie. Er ist Distinguished Presidential Professor und Direktor des Penn Center for Science, Sustainability and the Media an der University of Pennsylvania. Mann wurde für seine Arbeit vielfach ausgezeichnet und wird von Thomson Reuters als Highly Cited Researcher in der Kategorie Geowissenschaften geführt,womit er in seinem Fachgebiet zu den bedeutendsten Wissenschaftlern der Welt zählt. […] Mann gilt als profilierter Warner vor der globalen Erwärmung und wurde mehrfach für seine Kommunikation der wissenschaftlichen Erkenntnisse zum menschengemachten Klimawandel ausgezeichnet. Unter anderem wurde er 2017 für seine Bestrebungen, die klimatologischen Erkenntnisse in allgemeinverständlicher Form der Öffentlichkeit zu vermitteln, mit dem Stephen H. Schneider Award geehrt. 2018 erhielt er aus den gleichen Gründen von der US-Wissenschaftsgesellschaft American Association for the Advancement of Science den AAAS Award for Public Engagement with Science sowie den Climate Communication Prize der American Geophysical Union. Kim M. Cobb hielt in ihrer Laudatio für die AGU fest, dass Mann „nicht nur einer der angesehensten Wissenschaftler auf dem Gebiet der Klimawissenschaften“ sei, „sondern auch beispiellos in der Tiefe, Vielfalt und dem Umfang seiner Kommunikation über die Klimawissenschaften und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft“. […] Mann schreibt auch regelmäßig Beiträge für das Weblog „RealClimate“.

Dieser Text basiert auf dem Artikel Michael E. Mann aus der freien  Enzyklopädie Wikipedia  und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

2 Kommentare
  1. Matthias Hüttmann
    Matthias Hüttmann sagte:

    Hallo Herr Böttchers,

    vielen Dank für Ihre Mühe, es freut uns auch sehr, dass Sie unsere Übersetzungsarbeit zu schätzen wissen. Ihre Anmerkung „Wo ihm dann doch Fachbegriffe unterkommen, die nicht landläufig bekannt sind, springen Übersetzerin und Übersetzer ein“ hat uns SEHR gefreut!

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