Laure Adler: Die Reisende der Nacht
Das Spannende an Büchern ist, dass man nie so genau weiß, was einen erwartet. Erst recht interessant wird es, wenn man selbst vom Thema Betroffener ist. So erwartete ich wegen des Titels erst so etwas wie einen Roman. Doch Laure Adler macht sich in eine andere Richtung auf, ohne sich auf ein bestimmtes Ziel zu konzentrieren. Laure Adler ist einige Jahre älter als ich und widmet sich in Abschnitten, die selten über ein paar Seiten hinaus gehen, dem Alter in all seinen Facetten. Sei es aus eigenen Erfahrungen mit sich selbst und anderen Menschen, in ihrer Familie und bei Freunden, soziale Fragen kommen dazu, selbst politische und philosophische. Kapitel im eigentlichen Sinn gibt es nicht. Das Bild alter Menschen in der Gesellschaft wird betrachtet, wie es sich in den Epochen verändert hat und wie es in Kulturen so unterschiedlich ist. Wenn man so will, ist das Buch eine umfassende und nachdenkliche Meditation des Zustandes, unter dem die Autorin selbst mal leidet, mal einen Sinn darin zu finden versucht. Der Vorteil der feinen Gliederung ist, dass man darin blättern kann, oder es von hinten nach vorn liest, mal einen langen und mal einen kurzen Abschnitt verfolgt. Wer selbst mit dem Alter konfrontiert ist, wird viele neue Sichtweisen und Gedanken finden, welche Bedeutung das Alter für einen selbst, aber auch für andere Menschen hat. Kein Buch für die Sonnenliege am Pool, eher eines für den Nachttisch. Ein Blumenstrauß philosophischer Gedankensplitter.
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