Dierk Hoffmann (Hrsg.): Die umkämpfte Einheit
Die Treuhand ist an allem schuld. So jedenfalls eine nicht selten gehörte Aussage, gerade aus den östlichen Bundesländern. Mit dem Ablauf der gesetzlichen Sperrfrist von 30 Jahren öffnen sich nun die Archive, weshalb Historikern wie Politologen Einzelheiten über die THA, die Treuhandanstalt, zugänglich werden. Das Buch mit Beiträgen verschiedener Autoren fasst viele Themen und Einzelheiten an, mit der Historie beginnend, schließlich ist die THA noch unter der DDR-Regierung Modrow im März 1990 installiert worden. Sollte sie zuerst lediglich als Treuhänder für das Volksvermögen der DDR dienen, erweiterten sich die Aufgaben mit der Wiedervereinigung immens. Nun war die THA für den Übergang der ehemaligen DDR-Wirtschaft in die soziale Marktwirtschaft verantwortlich. Nach ihrem Ende 1993 warfen die Einen der THA vor, die DDR quasi verramscht zu haben. Tatsächlich sind durch Privatisierung oder Liquidation vieler Betriebe fast ein Viertel der Arbeitsplätze in den neuen Bundesländern verloren gegangen. Andere priesen die THA in höchsten Tönen für ihre Arbeit. Das Buch fasst viele Aspekte der Geschichte zusammen, was die THA zu bewerkstelligen hatte, wie sie das tat, bis hin zu den Vorwürfen, in der THA wären die alten Seilschaften der SED weiter aktiv gewesen. Es werden alternative Wege der Privatisierung betrachtet, wie es die damalige Tschechoslowakei mit dem Kuponmodell machte. Die tatsächlichen und angeblichen Wirtschaftsverbrechen und die Korruption werden thematisiert, ebenso das Versagen einzelner Nebenstellen der THA wie in Halle und Magdeburg. Nicht nur das Themenspektrum ist äußerst breit, auch tauchen die Autoren der Beiträge sehr tief in die Details ab. So ist «Die umkämpfte Einheit« keine leichte Kost und eher für Leserinnen und Leser gedacht, die wirklich in die Tiefe gehen möchten. Trotzdem sind einige Beiträge sicher auch für den interessierten Nichtfachmann interessant und lesenswert.
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