Die Geschichte Polens ist mehr als wechselhaft. Ein Spielball zwischen Russland und dem deutschen Reich, mal gar nicht mehr eigener Staat, sondern mit einem baltischen Staat verbunden. Bis 1918 existierte Polen nicht einmal mehr als eigene Nation. Und doch prägten die Deutschen auch nach 1918 die Gebiete im Westen. Als das Deutsche Reich den Zweiten Weltkrieg verlor, kam es zur Westverschiebung Polens. Ab 1944 wurden die polnischen Bewohner im sowjetisch besetzten Ostpolen gezwungen, in die so genannten „wiedergewonnenen Gebiete“ umzusiedeln, die vorher unter anderem als Ostpreußen, Hinterpommern, Schlesien und Danzig zum Deutschen Reich gehört hatten. Die ursprünglich dort ansässige deutsche Bevölkerung floh oder wurde vertrieben. Mitnehmen durften sie höchstens einen Koffer oder einen Rucksack, zurück blieben Häuser, Höfe, Möbel und alltägliche Dinge wie Teller und Tassen. Die neuen polnischen Bewohner übernahmen das Zurückgelassene, plünderten und stahlen, oder zogen gleich selbst in die verlassenen Häuser ein. Selbst beinahe mittellos, sind so bis heute die Überreste deutschen Lebens in West- und Nordpolen zu finden. So entstanden gleich zwei Geschichten, die zeigen, wie Biografien und Dinge über Zeiträume, Landesgrenzen und Generationen hinweg bis heute miteinander verwoben sind. Wie das Vergangene und Verlorene bis ins Heute Bedeutung hat. Wenn man das Verhältnis von Polen und Deutschen in der jüngeren Geschichte verstehen will, hilft dieses Buch ungemein. Noch mehr, weckt es Interesse an dieser eher unbekannten Geschichte Europas. Viel Geschichte, viele Geschichten, die nachdenklich machen.

Karolina KuszykIn den Häusern der anderen


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Ist mir jetzt nicht zum ersten Mal passiert, dass ich ein Buch beginne und nach den ersten Artikeln wieder aufhöre. Hier aber nicht, weil etwa der Text einfach schlecht oder uninteressant ist. Sondern weil ich schlichtweg wenig verstehe, worum es geht. Aaron Sahr ist der Herausgeber des Buches, enthalten sind verschiedene Beiträge zur Geldpolitik. Nur ist das Buch für angehende oder fertige Wirtschaftswissenschaftler gedacht. Als Laie hat man jede Menge Fragezeichen im Kopf. Die Beiträge setzen nämlich ein schon erhebliches Wissen über Wirtschaft voraus, über das ich leider nicht verfüge. Kurz vor dem Zuklappen las ich noch in den Beitrag von Lukas Haffert hinein, über die Rolle von 1923 als Trauma. Wie die Hyperinflation dieser Jahre bis heute nachwirkt, jedoch verschiedene Themen und die Wirtschaftskrise von 1929 damit vermischt werden.


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Als ich das bestellte Buch über Dinge, an denen das Herz hängt, beim Buchhändler meines Vertrauens abholte, lag tatsächlich das neue Werk von Uwe Wittstock in der Auslage. Als ich daran vorbei ging, wusste ich, dass ich es eh bald holen würde, denn Uwe Wittstock ist ein großer Erzähler über Geschichte. Februar 33 war mein erstes Buch von ihm, und ich habe es sehr zügig gelesen. Weil Wittstock über Historie schreibt wie in einem Roman, spannend, detailliert, mit wechselnden Bezügen und Orten. «Marseille 1940» ist da nicht anders. Das Jahr, in dem die deutsche Reichswehr quasi über Nacht Frankreich überfiel und einnahm, und viele Autoren und Künstler schnellstens das geliebte Paris verlassen mussten. Zuerst mit unklarem Ziel, Hauptsache weg, dann Richtung Süden, in den von den Deutschen nicht beherrschten Teil Frankreichs. Doch das Vichy-Regime, mit den Nazis kooperierend, machte es schwer, in Frankreich zu bleiben. Erzählt werden die Schicksale von mehr und weniger bekannten Menschen, Lion Feuchtwanger, Heinrich und Golo Mann, Hannah Arendt, Marc Chagall und viele mehr. Ausgerechnet ein junger Amerikaner nimmt sich vor, so viele der Verfolgten zu retten wie möglich.

Uwe WittstockMarseille 1940


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