Petra van Laak: Clever texten fürs Web

Bei dem jetzt schon verfügbaren Arsenal an Büchern für das Online-Geschäft in 2017 noch ein neues dazu heraus zu bringen, erfordert Mut. Oder ein ganz neues Konzept. Oder eine ganz neue Methode. Nach den positiven Erfahrungen mit anderen Büchern dieses Genres bestellte ich das Buch sofort und hoffnungsfroh, denn es war vollmundig angeboten. Von einem Verlag, der schlechthin für Qualität steht. Dieses Mal leider eine Fehleinschätzung meinerseits.

Wenn nicht drin ist, was darauf steht

Erwartet hätte ich einen konzentrierten Beitrag zum Thema Texten, denn so lautet der Titel des Buches. Auch ging ich davon aus, dass etwas Neues käme, Methoden oder Regeln für Leute, die grundsätzlich schon schreiben, aber besser werden wollen. Petra van Laak hätte sich wohl einen ihrer ersten Hinweise zu Herzen nehmen sollen, denn die Zielgruppe, für die sie schreibt, existiert seit gefühlten 20 Jahren nicht mehr: Leute, denen man erklären muss, was Facebook, Twitter und Instagram sind. Sie hätte auch den Titel ihres Buches ernster nehmen sollen. Denn um das wirkliche Texten geht es höchstens in einem Drittel des Buches. Davon sind ganzseitige Schilderungen ihres Agenturalltages und massenhafte Beispiele aus ihren Projekten keine Hilfe fürs Texten. Nur, dass diese Schilderungen mir wenig sagen und auch mit dem Hauptthema des Buches verschwindend wenig zu tun haben. Das eigentliche Thema Texten, der eigentliche Inhalt des Buches, besteht aus Hinweisen, die ich in hundert Blogs spezifischer und greifbarer finde. Dass Schlüsselwörter in Überschriften gehören oder dass Bilder barrierefreie ALT-Tags bekommen, ist keine wirklich neue Erkenntnis. Das Hamburger Verständlichkeits-Modell in einem einzigen Satz abzuhaken, ist fast eine Kunst. Was responsives Webdesign ist, gehört in diesem Umfang nicht in ein Buch über Texte. Überhaupt haben die ganzen Web-Themen mit Texten rein gar nichts zu tun.

Worum geht es dann?

Der Rest des Buches sind Erklärungen von Online-Diensten und Social Media-Kanälen, auf weit mehr als einem Drittel des Buches. Die letzten 50 Seiten bedienen gleichzeitig Search Engine Optimization, Story Telling und Content Marketing. Schon über diese Einzelthemen alleine schreiben andere Autoren ganz dicke Bücher. Abgerundet wird der Inhalt mit der Aufforderung, im Buch hin und her zu springen und mal zu sehen, was man so findet. So etwas mache ich in Amazon oder im Spiegel, in einem Buch, genauer: in einem Fachbuch, möchte ich durch die Gedanken und das Wissen des Autors geführt werden. Ich erwarte ein Konzept und eine Linie. In diesem Buch habe ich nichts gelesen, was mir nicht schon vorher oft genug online untergekommen wäre. Kostenlos. Das Buch ist eine wahlfreie Sammlung von Dingen, die irgendwie mit Texten und mit Online-Business  zu tun haben. Leider ohne Linie und ohne Konzept.

Nun mag man einwenden, das Buch sei eine Einführung für Anfänger im Online Business. Aber wer gerne in 2017 Twitter erklärt bekommt und dass SEO sowieso eigentlich ganz einfach ist, sollte vielleicht gleich die Finger von diesem Thema lassen. Dem Duden-Verlag würde ich empfehlen, neue Bücher etwas genauer unter die Lupe zu nehmen und entsprechend zu bewerben. Dieses Thema können einige Bücher besser.

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