Adele Brand: Füchse
Ein interessanter Spagat zwischen Sachbuch, Dokumentation und Unterhaltung. Adele Brand ist britische Ökologin und hat schon als Kind über Füchse geschrieben, die Passion ihres Lebens. Sie hat Füchse auf vier Kontinenten studiert, Forschungsprojekte in fünf verschiedenen Ländern geleitet, verwaiste Fuchswelpen aufgezogen und verletzte Füchse gepflegt. Sie ist wohl für die Füchse das, was Jane Goodall für Schimpansen ist. Zum ersten Mal auf sie aufmerksam wurde ich in Facebook, wo sie mehr oder minder regelmäßig Bilder und Geschichten postet. Mit meiner neu entdeckten Beziehung zu Hunden, damit auch zu den Hundeartigen, verfolge ich ihre Posts schon länger. Zu meinem Geburtstag kam dann nicht nur ein kleiner holziger Fuchs aus dem Erzgebirge, sondern dazu ihr Buch zu mir. Adele Brand bestätigt darin genau meinen Eindruck: dass Füchse die perfekte Mischung aus Hund und Katze sind. Mit der Ausdauer und Belastbarkeit der Hunde und der Eleganz und Intelligenz der Katzen. Ein poetisches, zugleich wissenschaftlich geprägtes Buch über eine bemerkenswerte Tierart.
Der Titel macht klar, was das zentrale Thema ist: alles über Füchse. Ihre Herkunft, ihre Entwicklung, ihre Biologie, ihr Verhalten. Wer sind ihre Feinde, wovon ernähren sie sich, was macht sie so besonders. Das hätte man nun auch zu großen Teilen in Biologiebüchern nachlesen können. Adele Brand geht aber im Ansatz anders an die Sache heran, nämlich von der Frage ausgehend, warum Städte wie London oder auch ihr Dorf in Surrey im Süden Englands von Füchsen bevölkert werden. Ihr Blick auf Füchse, aber am Rande auch auf Wölfe oder Kojoten, ist die einer Ökologin. Was bedingt das Verhalten der Füchse im Wechselspiel mit Menschen und wie beeinflussen sich diese beiden Arten gegenseitig? Damit geht es nicht nur um die Füchse an sich, sondern im erweiterten Blick überhaupt auf das Verhältnis von Menschen und Tieren. So zeigt sich, wie wir Menschen die Umwelt aller Lebewesen verändern und prägen, selten zum Vorteil der Tiere, die mit raumgreifenden Besiedlungen, kahl geschlagener Natur und Monokulturen irgendwie zurecht kommen müssen. An dieser Stelle macht das Buch sehr nachdenklich.
Obwohl das Buch in der Tendenz eher unterhaltsam geschrieben ist und mit einer Menge lustiger Fuchsgeschichten aufwartet, ist der Nachgeschmack etwas unangenehm. Wie entwickelte sich überhaupt über die Zeit unser Verhältnis zur Natur? Nehmen wir Natur und Wildnis noch als das wahr, was sie mal für viele Generationen vor uns waren? Da ist der ökologische Blick bei der Autorin doch streng, aber auch wahr. Weichgespült von Disney-Filmen, aufgehetzt von Boulevardmedien und fixiert auf Konsum haben wir den Kontakt zur Natur schon lange verloren. Die unglaubliche Komplexität der Natur, ihre beeindruckende Vielfältigkeit und ihre Bedeutung für alles Leben auf diesem Planeten wird auf eine Art Vergnügungspark reduziert. Der Mensch hat seine Verbindung zur Natur, wie zu den Füchsen, lange verloren. Es geht also um bei Adele Brand mehr als nur um Füchse. Es geht um den rabiaten und gedankenlosen Umgang des heutigen Menschen mit der Natur. So gesehen auch ein Buch, das ein wenig daran erinnern soll, dass der Mensch die Natur nicht als ein Warenhaus betrachten sollte, in dem er sich einfach zusammensucht, was ihm passt. Ein Buch über Füchse, aber erst recht über das Verhältnis zwischen Menschen und Füchsen als Sinnbilder einer wilden Natur. Lesenswert.
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[…] den Fuchsies war es eine britische Ökologin, bei Darwins Hund wird es komplizierter. Dieser Autor ist ein […]
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