Bryan Sykes: Darwins Hund

Bryan Sykes: Darwins Hund

Bryan Sykes: Darwins Hund

Bei den Fuchsies war es eine britische Ökologin, bei Darwins Hund wird es komplizierter. Dieser Autor ist ein emeritierter britischer Professor für Humangenetik an der Universität Oxford. Heißt Bryan Sykes, untersuchte die mitochondriale DNA (ja, ich weiß jetzt, was das ist) von Tausenden Europäern und Europäerinnen und fand nur sieben Grundmuster. Nach seiner Theorie lassen sich alle Menschen der Sorte Homo Sapiens auf nur sieben „Urmütter“ zurück führen. Und die wieder auf eine Afrikanerin aus der so genannten Lara-Familie. Entgegen der Vermutung ist Sykes kein Hundebesitzer und -liebhaber, hat aber eine Katze. Dass sich Sykes den Hunden zuwendet, hat mit dem Evolutionsforscher Charles Darwin zu tun, denn auch der beschäftigte sich mit den Hunden, zur Untermauerung seiner Entwicklungslehre der Arten. Zielthema des Buches: Stammt der Hund vom Wolf und nur vom Wolf ab, und wenn ja, alle diese unterschiedlichen Hunde? Es geht also um Wissenschaft, die Hunde sind nur Mittel zum Zweck. Trotzdem interessant gerade für Hundefreunde. Wenn die es schaffen, sich durch den schwierigen Ausflug in die Genetik durch zu arbeiten.

Ganz grob lässt sich das Buch in drei Abschnitte unterteilen. Den ersten Teil beginnt Sykes mit einer hypothetischen Geschichte, wie Wölfe und Menschen zusammen kamen. Sie stellten fest, dass nicht nur ihr Sozialsystem sehr ähnlich war, sondern dass Wölfe und Menschen sich bei der Jagd zum Vorteil beider Seiten ergänzten. Die Wölfe stellten das Wild, bevor der Mensch es erlegte. Die Wölfe bekamen ihren Teil der Beute, ohne sich den Gefahren beim Töten eines großen Opfers aussetzen zu müssen. Das muss wohl so vor 40.000 Jahren gewesen sein. Mit dem Sesshaftwerden des Menschen änderte sich das Zusammenspiel, der Wolf folgte nun dem Menschen. Durch unabsichtliche Selektion der Wölfe, die sich dem Menschen stärker näherten, entstand das, was wir heute als Hund kennen. Wie stark solcher Einfluss ist, zeigt Sykes am Beispiel russischer Silberfüchse, die in der Zucht ihr Gesicht, ihre Ohren und ihr Verhalten schon nach 20 Generationen änderten.

Abschnitt zwei nimmt den nicht vorgebildeten Leser mit auf eine harte Tour. Sykes geht sehr detailliert auf die Grundlagen der Genanalyse und der Genetik ein, wo es wieder notwendig wird, manche Abschnitte drei Mal zu lesen. An dieser Stelle springt den Leser der Wissenschaftler Bryan Sykes an, ich gestehe, manche Ausführungen gar nicht verstanden zu haben. Aber ich bin auch kein Wissenschaftler. Hat man sich durch diesen Bereich gearbeitet, folgt im dritten Teil eine Serie von Interviews von Sykes Frau Anna mit Hundebesitzern aus der Stadt und vom Land, über Schoßhündchen wie auch Jagdhunde. Die letzten Seiten widmen sich der Frage, ob das Klonen von verstorbenen Haustieren sinnvoll ist und welche Probleme dabei auftauchen.

Die Kernfrage des Buches beantwortet Sykes eindeutig. Der Hund stammt vom Wolf ab. Im Gegensatz zur Domestizierung von Rindern oder Schafen war die Entstehung des Hundes keine bewusste Absicht. Es hat sich einfach so ergeben, zum Vorteil beider Seiten. Wenn man jedoch berücksichtigt, dass Neandertaler keine Kooperation mit Wildtieren pflegten, ist es sogar denkbar, dass der Wolf dem Menschen erst das Überleben gesichert hat. Der theoretische Teil in der Mitte ist etwas ermüdend, hinterlässt dann jedoch eine Ahnung, wie Vererbung entsteht, über die grundlegenden Regeln und warum zum Beispiel bei Rassehunden so oft Degenerationen und rassetypische Krankheiten auftreten. Wenigstens hat man hinterher einige Fachbegriffe intus, mit denen man beeindrucken kann. Die Interviews von Sykes Frau sind eine nette Ergänzung, wie sinnvoll sie unter der Grundabsicht des Buches sind, kann man vortrefflich diskutieren.

Das Buch liefert schon ein hilfreiches Wissen über Hunde, weil Sykes auf Rudelverhalten und Geschichte von Wölfen und Hunden eingeht. Noch immer sind viele Verhaltensweisen und Angewohnheiten von Hunden mit denen der Wölfe vergleichbar, zugleich werden die großen Unterschiede zwischen ihnen erklärbar und verständlich. Geklärt wird auch die Frage, wie es zu solchen extremen Ausprägungen wie Chihuahua und Irischem Wolfshund kommt. Leider muss man sich seine Erkenntnisse in diesem Buch am Ende hart erarbeiten. Eine Bedienungsanleitung für Hunde ist das Buch sicher nicht. Aber interessant für diejenigen, die an Naturwissenschaft und Medizin interessiert sind. Und an Hunden. Geschrieben von einem hochqualifizierten Genetiker. So erwischt Sykes mit Darwins Hund sicher kein besonders breites Publikum.

Wie kommt es, dass der Mensch eine derartig besondere Beziehung zu einem Wesen eingegangen ist, das auf den ersten Blick ein vollkommen ungeeigneter Verbündeter zu sein scheint? Und wo liegt der Ursprung der tiefen Verbindung über die Grenzen der Spezies hinweg? Der renommierte Humangenetiker Bryan Sykes zeigt, dass alle modernen Hunderassen, die wir heute kennen – von Deutscher Dogge bis Chihuahua –, vom Wolf abstammen und belegt, wie eng verwoben die Entwicklung der Vierbeiner mit der des Menschen ist. Denn erst als früher Homo Sapiens und Wolf sich vor Zehntausenden Jahren zusammentaten und begannen, gemeinsam zu jagen, waren sie wirklich erfolgreich. Diese einzigartige Koevolution war für beide Spezies entscheidend. Sykes verfolgt die genetische Entwicklung bis zur Domestizierung und modernen Züchtung verschiedener Hunderassen nach und erläutert, wie der Homo sapiens die Position unangefochtener Herrschaft erlangen konnte, in der wir uns heute befinden. Denn neben der Fähigkeit, Feuer zu kontrollieren, Sprachen zu entwickeln und den Ackerbau zu kultivieren, gibt es einen vierten entscheidenden Faktor: die Verwandlung des Wolfs zum ultimativen Gefährten.  (Klappentext Klett-Cotta-Verlag)

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