Bücher, die nicht zu Ende gelesen wurden

Ich hatte mir einmal vorgenommen, über Bücher, die ich für nicht gelungen halte, auch nichts zu schreiben. Inzwischen bin ich ins Nachdenken gekommen, ob ich nicht in gewisser Weise auch vor Büchern warnen sollte. Falls das jemand tatsächlich wissen wollte. Da ich eh langsam mal wieder aussortieren muss, um Platz im Regal zu schaffen, hier zwei Kandidaten, die es zuverlässig als erste in den Karton schaffen werden.

Jenny Odell: Nichts tun

In Nichts tun von Jenny Odell geht es darum gerade nicht. Sondern es ist ihr Programm, sich aus der Aufmerksamkeitsökonomie zurück zu ziehen, deren brutalster Vertreter wahrscheinlich Instagram ist. Es geht aber eben nicht nur um Facebook, Twitter und Instagram, sondern um die gesamte Breitseite an Aufmerksamkeitsräubern. Das Stickwort Digitaler Detox kommt da in den Sinn. Doch weit mehr ist gemeint, nämlich der Abschied von Selbstoptimierung und Effizienzdenken. Dahinter die Rückkehr in die güldenen Achtziger zu verstehen, mit Tastentelefonen und riesigen Röhrenfernsehern, ist nicht das Ziel. Sondern die Rückbesinnung auf eigene Werte und Ziele.

Nun ist Jenny Odell nicht primär Autorin, sondern Künstlerin, Schriftstellerin und Pädagogin mit Sitz in Oakland, Kalifornien. Damit ist ihre Sicht auf die Welt nicht universell, ziemlich amerikanisch und so liest sich auch das Buch. Man sucht vergeblich irgendwelche Fäden und nach einer Botschaft, einer message. Stattdessen empfand ich das Buch eher wie ihren persönlichen Erlebnisbericht, der mit meiner Realität wenig zu tun hat. Ich würde mich sogar versteigen zu sagen, mit den Welten von uns normalen, nicht so künstlerischen Menschen. Gut die Hälfte des Buches habe ich durchgehalten, mehr war nicht drin. Das Thema ist schon relevant und wichtig, aber eben nicht als auf sich selbst fokussierte Abenteuergeschichte, sondern mit passender soziologischer oder von mir aus auch philosophischer Basis. Ja, der Untertitel stimmt, es geht um Kunst. Nicht um Realität.

Sabine Schröder-Kunz: Älterwerden in Krisenzeiten

Älterwerden ist schon ein Thema für mich. Seit Januar 2021 beziehe ich Rente, betrachte mich aber nicht als Rentner im üblichen Sinne. Dazu schreibe und lese ich zu viel, mache noch Nebenjobs, produziere fürs Radio und bin 60 bis 80 Kilometer pro Woche mit dem Hund unterwegs. Trotzdem interessierte mich das Buch, weil ich hoffte, so einige Anregungen und Tipps mitzunehmen, wie ich ein Leben ohne Nine-to-Five-Job gestalte. Gerade in den aktuellen Zeiten, wo soziale Kontakte und Möglichkeiten eingeschränkt sind. Leider konzentriert sich das Buch aber eben nur auf diesen letzten Aspekt, nach einer allgemeinen Betrachtung der Lebensgestaltung mit zunehmender Vergreisung sucht man vergebens.

Das Buch behandelt (fast) ausschließlich das Leben älterer Menschen während der Corona-Krise, spricht ausgiebig über Selbstverantwortung und Mitverantwortung, rät zum Verzicht auf Alkohol, Fernsehen und andere schlechten Angewohnheiten. Auf seine Gesundheit achten, für den Kontakt zu anderen Menschen Skype und Zoom nutzen und so weiter. Kopf und Körper in Schuss halten. Die Jüngeren in der Bevölkerungen sollen bitte Rücksicht nehmen und die Alten sich nicht schämen. Ist dieses Thema in einem Kapitel abgefrühstückt, wird der Blickwinkel um drei Grad verändert und die Sache geht von vorne los. Nach drei Vierteln des Buches dachte ich dann: So weit war ich auch schon. Große Ankündigung, wenig Inhalt, um ein nicht schmales Buch zu füllen. Leider bei vielen Büchern in der Vergangenheit so.

 

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