Michio Kaku: Die Gottesformel
Eigentlich wollte ich Physik studieren, habe mich dann aber für die Informatik entschieden. Was ich oft bereut habe. Wenigstens ist das Interesse für Naturwissenschaften erhalten geblieben. Fabian Scheidler hatte in seinem Buch schon verschiedene physikalische Themen angeschnitten, darunter auch die Stringtheorie. Michio Kaku gilt nun als ausgesprochener Spezialist für dieses Gebiet, hat sie sogar teilweise mitbegründet. Deshalb interessierte mich seine Sicht der Dinge besonders. Auch seine Vita zeichnet ihn als beachtenswerten Wissenschaftler aus. Trotz des anspruchsvollen Titels ist das Buch im Umfang überschaubar geblieben, was mich hoffnungsvoll stimmte. Kernthema ist, ob sich die heute widersprechenden Theorien der großen Dinge, die Allgemeine Relativitätstheorie, und die der ganz kleinen Dinge im atomaren Bereich, die Quantenmechanik, leider widersprechen. Oder eben nicht zusammen bringen lassen. Die Stringtheorie soll das schaffen und ein Gesamtverständnis von atomaren Dingen bis zum Urknall erlauben. Obwohl es schon viele missglückte Versuche gegeben hat, diese Theorien in einer zusammen zu fassen. Am Ende des Buches musste ich mich dem Gebot in der journalistischen Ausbildung anschließen, die da lautet: Schuster, bleib‘ bei deinen Leisten. Theoretische Wissenschaftler sollten keine populärwissenschaftlichen Bücher schreiben, und Journalisten sollten sich aus der Physik heraus halten.
Das Buch beginnt sehr verständlich und anschaulich. Kaku erläutert die ersten naturwissenschaftlichen Versuche zur Erklärung der Welt. Angefangen bei den alten Griechen zu Kopernikus und Galilei, über Newton und Kepler bis zu den Arbeiten des Albert Einstein. Noch viele weitere frühe Wissenschaftler werden vorstellt, wie Halley, Faraday, Hertz und Maxwell. Dieses erste Kapitel liest sich flüssig und interessant, weil Kaku erläutert, wie diese Leute zu ihren Erkenntnissen gekommen sind. Also mehr eine historische und autobiografische Sicht auf den Erkenntnisweg. Doch wird klar, was die grundlegenden Erkenntnisse und Gesetze sind, was sie geschichtlich bedeutet haben. Auch bei Albert Einstein konnte ich noch zum großen Teil folgen, auch weil die spezielle und allgemeine Relativitätstheorie mir nicht unbekannt sind. Dann macht Kaku den Schritt in die Quantentheorie. Kurz danach setzte bei mir jedes Verstehen aus. Das liegt auch daran, dass Kaku ständig neue Begriffe einführt, aber nicht erläutert. Kaum ein Abschnitt vergeht, ohne dass neue Teilchen eingeführt werden, neue Feldtypen und mathematische Modelle. Zwar bin ich aus meiner Geschichte in Naturwissenschaften und Mathematik nicht ganz unbewandert, doch war es mir als Durchschnittleser an keiner Stelle mehr möglich, Kaku zu folgen. Am Ende schwenkt er noch von der physikalischen in die philosophische Betrachtungsweise um. Doch aus physikalischen Gesetzen den Sinn des Lebens und des Universums abzuleiten, erscheint mir doch etwas gewagt.
Kaku scheitert an der gleichen Stelle, wo ich scheitere, wenn ich Leuten etwas am Computer erklären soll. Wenn meine Finger wild auf der Tastatur herum wühlen und ich schneller klicke, als die Leute blinzeln können. Er vergisst ab einer gewissen Stelle völlig, dass Leserin oder Lesen nicht seinen Wissensstand haben. Oder wie Pete von Ralph Ruthe herum brüllt: „Das weiß man doch!“ Am Ende habe ich das Buch etwas erschlagen und ratlos zugeklappt und mich gefragt, was mir Michio Kaku eigentlich sagen wollte. Ok, die historischen Teile sind ganz unterhaltsam, darüber wusste ich noch wenig. Aber spätestens ab der Quantentheorie bin ich ausgestiegen. Außer dass ich ansatzweise verstanden habe, was es mit Schrödingers Katze auf sich hatte. Dabei hätte ich gerne so viel mehr gewusst.
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