Monika Gruber/Andreas Hock: Und erlöse uns von den Blöden
Die bestellten Bücher sind noch nicht in der Buchhandlung angekommen, also zur Überbrückung ein E-Book. Offen gestanden, kannte ich die beiden Autoren bisher gar nicht, was wohl an meinem homöopathischen Fernsehkonsum liegt. Inzwischen weiß ich, dass sie im Hauptberuf Kabarettistin sowie Journalist und Kabarettist sind, was mir im Nachhinein das Buch erklärt. Es ist also mehr Satire als Sachbuch. Nun darf Satire landläufig so ziemlich alles, also auch über ZeitgenossInnen herziehen, Geschichten überinterpretieren und Fakten zur Unterhaltung ein wenig verdrehen. Die Ziele sind nun jedoch mal nicht vorrangig Prominente oder Politiker, sondern die Menschen und Ereignisse unseres Alltags. Die merkwürdigen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Menschen, Raucher, Autofahrer, Fleischesser, Jutta Ditfurth und Muslime, und weitere Entwicklungen der Neuzeit wie Influencer. Über all diese wird nun ein gewisser Hohn und Spott ausgekübelt. So stellte sich mir die Frage, was der Sinn darin sein könnte, was sich Gruber und Hock wohl dabei gedacht haben, außer Unterhaltung zu liefern. Wie bei Satire üblich, bewegt man sich als Satiriker wie auch als Kabarettist auf einer schmalen Linie, wenn nicht gleich auf mehreren. Zwischen Klamauk und Humor, Sinn und Unsinn, zwischen Gesellschaftskritik und Besserwisserei. Was das Buch zu einem wechselhaften Genuss macht. Und doch, manche Fehlentwicklungen sind nicht zu leugnen.
Einige der gedanklichen Haken, die Gruber und Hock so schlagen, kann ich ohne weiteres nachvollziehen. Es ist durchaus berechtigt, sich darüber lustig zu machen, wie Blockwartmentalität und Petzerei mit der Corona-Krise wieder fröhliche Urständ feierten. Wenn Nachbarn angezeigt werden, weil sie sich im Lockdown zu mehreren Leuten im Garten zum Grillen trafen. Ebenso erscheint mir das Gendern in der deutschen Sprache an vielen Stellen ausgesprochen zweifelhaft bis überzogen, dazu selten mit wirklichem Sinn. Weiter kann man sich nur ungläubig wundern, wenn kleine Mädchen in den sozialen Medien mit Schminktipps ungeheures Geld verdienen, die ansonsten kaum in der Lage sind, einen einzigen Satz grammatikalisch unverstümmelt zu produzieren. Die Behauptung, früher sei alles, oder wenigstens vieles besser gewesen, kann Gruber in gewissen Grenzen durchaus belegen. Die beiden Autoren legen an verdammt vielen Stellen die Finger in die Wunden von gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen, die nachdenklich stimmen sollten. Wie der Vorschlag in der Stadt Frankfurt, ein eigenes Schwimmbad für Muslime zu bauen, um ihnen die Integration in Deutschland zu erleichtern. Nun könnte man die Geschichten genau so als Jux verstehen. Wenn nicht an so einigen Stellen die harte Wahrheit durchschiene.
Als Bürgerin des südöstlichsten Bundeslandes pflegt dabei gerade Monika Gruber eine gewollt politisch unkorrekte Sprache, trifft damit aber einen wesentlichen Punkt. Gezeigt am Begriff der „Weiber“, der in Bayern vollkommen unbelastet, eher neutral und alltäglich ist. Im Norden dagegen bei Hardcore-Feministinnen einen Herzanfall auslöst. Viele Diskussionen der letzten Jahre, sei es das Gendern oder politische Korrektheit, lassen den Begriff Sprachpolizei sinnvoll erscheinen. Viele Fragen, die gerade in linken Kreisen heftig diskutiert werden, drehen sich um eher nebensächliche Sachlagen und persönliche Betroffenheiten. Nachdem es nun endlich möglich ist, sein Geschlecht im Pass als divers eintragen zu lassen, haben nach einer kleinen Anfrage im Bundestag dies 69 (i. W. neunundsechzig) Menschen in Deutschland in Anspruch genommen. Ein ungeheurer Erfolg. So steckt hinter dem nicht zu leugnenden Ansatz von Klamauk und Schadenfreude nicht selten ein größeres Körnchen Wahrheit. Wobei man damit rechnen muss, dass Gruber und Hock nirgendwo einen Bogen machen, weder links noch rechts, weder bei Männern noch bei Frauen, nicht bei Alten und nicht bei Jungen. Dass dabei manches überzogen wird, bleibt nicht aus. Fazit über dieses Buch von meiner Seite wäre: grausam politisch unkorrekt, typisch bayrisch, ausgeglichen nach allen Seiten austeilend, nicht ohne Lesespaß, wenn eine Spur kritischer Blick auf sich selbst nicht ausgeschlossen ist.
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