Michael Schmidt-Salomon: Keine Macht den Doofen

Michael Schmidt-Salomon: Keine Macht den Doofen

Michael Schmidt-Salomon: Keine Macht den Doofen

Schaut man mit einigermaßen klarer Sicht auf den Irrsinn, der uns jeden Tag umgibt, kann man schon mal den Glauben an die Menschheit verlieren. Autofahrer auf der Autobahn, die sich zwischen Vollgas und Vollbremsung wechselnd auf der linken Spur vorwärts arbeiten, Prügeleien an der Supermarktkasse, Menschen, die voller Überzeugung behaupten, sie müssten jeden Tag Fleisch essen, das sei die Natur des Menschen. Neben diesem alltäglichen Blödsinn betrachtet Michael Schmidt-Salomon den noch weiter reichenden Irrsinn, der bis in die höchsten Ebenen der Politik und Wirtschaft gelebt wird, mit Entscheidungen, die jeder Vernunft widersprechen. Mit einer endlosen Litanei an Floskeln und hohlen Phrasen von Leuten mit höchster akademischer Bildung. Das ist denn auch die Aufgabe von Philosophen wie Dr. Schmidt-Salomon, freischaffender Philosoph und Schriftsteller, Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung. Auf seine Spur brachte mich ein Interview mit ihm in WDR5, Neugier genügt. Obwohl der Titel des Buches etwas arg plakativ ist, ist der Inhalt des Buches das, als was es Schmidt-Salomon bezeichnet, eben als Streitschrift. Und streiten kann man sehr wohl über seine These, der Homo Sapiens sei eher ein Homo Demens. Wer sich vom Inhalt provoziert fühlt, liest es trotzdem weiter. Weil an seinen Behauptung nämlich etwas dran ist. Oder sogar eine Menge.

Schmidt-Salomon beginnt seine Betrachtung etwas überraschend damit, dass er die Rolle des Menschen in der realen Welt relativiert. Die Vergleiche und Beispiele sind nicht wirklich neu, fassen aber treffend zusammen, dass das Wesen, das sich als Krone der Schöpfung bezeichnet, nur ein Sekundenbruchteil in den Milliarden Jahren der Geschichte dieses Universums ist. Nachdem er diesen ersten Irrsinn dargelegt hat, legt er los mit allem weiteren Blödsinn, den Menschen ständig behaupten und fest glauben, obwohl diese Annahmen mit Vernunft nun gar nichts zu tun haben. Weiter geht das über die Religionen, über die Wirtschaft und in der Politik. An all diesen Stellen verortet er eine umfassende Verblödung der Menschen, kann das jedoch sehr plausibel belegen. Bis er zu seiner Sicht kommt, warum Menschen an Dinge glauben oder Dinge tun, die jeder noch so offensichtlichen Vernunft widersprechen.

Er sieht für die immer weiter fortschreitenden Verblödung der Menschheit in der Hauptsache drei Verantwortliche. Erstens die Religionen, mit deren Dogmen und Widersprüchlichkeiten schon kleine Kinder abgefüllt würden. Hinzu gekommen seien seit einigen Jahrzehnten  die Massenmedien, was bei dem Standardprogramm der privaten Sender auf unterirdischem Niveau kein Wunder ist. An dieser Stelle kann ich ihm nur beipflichten. Doch die ganz große Verantwortung sieht er im Bildungssystem, das mit Bildung gar nicht mehr zu tun hat, stattdessen von der Grundschule bis zum Master an der Universität ein Fressen und Wiederauskotzen von Faktenwissen fördert. Derartig mit hirnrissigen Dogmen vollgestopft und unfähig zur Verbindung von Wissen und Erkenntnis könne die Menschheit nicht besser sein, als sie eben ist. Irrational, größenwahnsinnig und doof. Er geht in der Tat mit den Menschen hart ins Gericht.

Also ein wütender Rundumschlag eines Über-Philosophen? Ganz und gar nicht, Schmidt-Salomon hat ein durchaus positives Bild vom Menschen, nur kritisiert er die kulturelle Matrix, in die die Menschen gepresst werden und die sie daran hindert, das für wahr zu erkennen, was ihnen ihre Vernunft so bestätigt. Er verlagert die Verantwortung für die Verblödung und Verdummung auch nicht auf eine Außenwelt und entlässt den Homo Demens nicht aus der Verantwortung. Das Buch ist eine Streitschrift, nichts Anderes will es sein. Dass sich beim Leser an dieser oder jener Stelle andere Sichten ergeben, liegt in der Natur eines solchen Textes. Was sich trotzdem einstellt, ist ein leichter Zweifel, ob wir nicht an vielen Stellen auf dem Holzweg sind, was unser Denken und Handeln prägt. Schmidt-Salomon will provozieren. Schön, dass er es auf eine intelligente und kluge Weise mit diesem Buch getan hat.

Finanzakrobaten, die mit Milliarden jonglieren, aber das kleine Einmaleins nicht beherrschen. Politiker, für die nur Stimmen zählen – statt Argumente. Religiöse Fanatiker, die uns mit modernsten Waffen ins Mittelalter zurückbomben wollen: Hinter der globalen Misere steckt, so Michael Schmidt-Salomon in seiner mitreißenden Streitschrift, eine einzigartige, weltumspannende Riesenblödheit. Ein Aufruf zum Widerstand gegen den Irrsinn unserer Zeit. (Klappentext Pieper-Verlag)

 

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  1. […] Wer sich mit dem Thema schon länger auseinander gesetzt hat, wie zum Beispiel bei Pörksen oder Schmidt-Salomon, findet wenig neue Aspekte. Wem jedoch der Umgang mit Hassbotschaften und rassistischen […]

  2. […] dem Lesen seines Buches Keine Macht den Doofen war ich auf das nächste Buch im Stapel gespannt. Während Michael Schmidt-Salomon dieses vorherige […]

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