Erwin Grosche: Padermann
Nicht-Paderborner brauchen sich dieses Buch nicht zu kaufen, denn sie verstehen die meisten Geschichten nicht. Das ist wie das Prime Time Theater im Wedding, wenn man die sozialen Unterschiede zwischen Charlottenburg und Wedding und Lichtenhain nicht kennt, gehen die meisten Jokes an einem vorbei. Denn Erwin Grosche verwendet in seinen Büchern Dinge, die so nur der Paderborner kennt, sei es die große Gitarre am Laden von Herbert Schallenberg, oder die Namen der sechs Paderquellen (obwohl ich der Fraktion angehöre, die die Augenquelle dazu zählen würde), oder den Bioladen an der Nordstraße. Grosche ist Heimatdichter im reinen Sinne. Seine Geschichten handeln von den Dingen, die in Paderborn wichtig sind. Oder wichtig sein könnten.
Am besten charakterisiert ihn in der Tat Wikipedia:
Es ist manchmal schwer, die passende Schublade für ihn zu finden. Ist er Satiriker oder doch Kommödiant? Oder einfach nur Autor? Oder sogar nichts von alledem?
Padermann ist eine fiktive Person, natürlich. Das Buch eine Sammlung von kurzen Geschichten über sein Leben und sein Wirken in der ostwestfälischen Metropole, die die Paderborner für die Hauptstadt von Ostwestfalen halten. Vielleicht sogar von Ostwestfalen-Lippe. Dabei trifft Padermann natürlich auch wichtige Personen dieser Gegend, wie Eugen Drewermann oder den Bischof. Auch die sonstigen Personen kennt eigentlich nur der Paderborner, oder der Zuwanderer mit mehr als 30 Jahren erstem Wohnsitz in der Region. Da die Geschichten um Padermann eigentlich aus 2000 bis 2006 stammen, das Buch aber erst 2020 erschien, findet der Paderborner vertraute Namen, wie Bürgermeister Paus oder andere Verwirrspiele.
Ein Werk der Weltliteratur ist Padermann nicht, soll es auch nicht sein. Es sind die ironischen, widersinnigen oder unsinnigen Geschichten, die man von Erwin Grosche so kennt. Was eher wenige Erwachsene kennen, ist Grosches Karriere als Autor von Kinderbüchern, die oft im WDR gelesen werden. Und die tatsächlich sehr toll sind. So ist Padermann eher Pflichtlektüre als Highlight. Ich persönlich würde dann besser Wie ich mit Gott eine Matratze kaufen ging empfehlen, eine komplette Geschichte, die ihren Höhepunkt im Concord-Matratzenmarkt am Frankfurter Weg findet. Wenn nicht im Biomarkt an der Nordstraße. Padermann ist nett zu lesen, aber eben keine vollständige Geschichte. Eher so etwas für … Paderborner Befindlichkeiten.
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