Uwe Schulz: Versöhnung
Ein Resteverkauf beim Fontis-Verlag, wo auch ein gewisser Uwe Schulz publiziert, animierte mich zur Bestellung zweier Bücher eben dieses Autors. Nachdem mich sein Buch „Nur noch eine Tür“ doch recht beeindruckt zurückgelassen hatte. Aber ich bin mit Uwe Schulz noch weiter verbunden. Wenn morgens früh der Radiowecker seinen Betrieb aufnimmt und ich an manchen Tagen dann sage „Guten Morgen, Uwe“. Sein Buch „Versöhnung“ ist schon 2015 erschienen, also kein so neues Werk. Ein Buch mit „Erzählungen vom Rand der Verzweiflung bis ins Zentrum lebendiger Hoffnung. Das Leben zwischen Himmel und Erde mit allen Farbschattierungen.“, wie es auf der Facebook-Seite für das Buch heißt. Genau sind es zwölf Erzählungen. Geprägt ist das Buch durch Schulz‘ christlichen Glauben und durch seinen Bezug zur Bibel. Was mich als Agnostiker, der sich aber aus seinem Lebenslauf heraus immer noch mit der evangelischen Kirche als soziale Institution verbunden fühlt, kein Hindernis ist. Denn wie schon in seinem oben erwähnten Buch ist zwar der Glaube in den Texten nicht zu übersehen. Aber auch nicht die Haltung. Ein Buch mit dem Glauben, aber nicht über den Glauben.
„Versöhnung“ ist eine Arbeit von Uwe Schulz als Autor. Zwölf sehr unterschiedliche Geschichten wie die aus der Sicht eines Rechtsradikalen vor einer Wohnung mit Flüchtlingen im Kirchenasyl, über eine Frau und ihr schwieriges Verhältnis zum sterbenden Vater, über den weißen Terroristen, der in einer Kirch in Charleston in South Carolina neun Menschen ermordete, über einen Bergmann, der an seinem Lebensende noch einen Freund findet, über Zwangsarbeiter in einem Holzwerk am Ende des zweiten Weltkrieges.
Uwe Schulz sagt selbst dazu:
„Zwölf intensive Storys, die seelische und geistliche Abgründe der Protagonisten ausleuchten, ihnen hautnah folgen, ihre Gefühle und Glaubensvorstellungen erfahrbar machen. Aus verschiedenen Zeiten und Räumen, vom Rand der Verzweiflung bis ins Zentrum lebendiger Hoffnung. Sprachlich präzise und aufs Wesentliche reduziert, öffnet «Versöhnung» den Blick für die Grenzbereiche zwischen Schwarz und Weiß, Feindschaft und Versöhnung. Und zeigt, dass das Leben zwischen Himmel und Erde mehr Farbschattierungen bereithält, als viele denken und glauben.“
Und doch sind die Geschichten unterschiedlich. Die eine berührend, die andere spannend, die nächste lädt zum Nachdenken ein. Über das eigene Leben in stillen Momenten und das eigene Schicksal. So sehr auch die Geschichten durch den christlichen Glauben beeinflusst sind, lassen sie trotzdem genug Raum für eigene Interpretationen ohne einen solchen Hintergrund. Denn nichts an den Geschichten wirkt hypothetisch oder konstruiert, es könnte genau so gewesen sein. „Versöhnung“ hat als Sammlung von Geschichten nicht die Eindringlichkeit der letzten Tür, schon weil letzteres Buch eher Reportagen sind als Erzählungen. Doch Schulz trifft auch hier einen Nerv, wenn man über die Vielschichtigkeit des Lebens und die Fremdheit der Gedanken und Gefühle anderer Menschen oft erstaunt ist.
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