Gartenrunde, wohl 70er Jahre

Gartenrunde, wohl 70er Jahre

Obwohl ich Jürgen Wiebickes Buch nun schon länger abgeschlossen habe, wirkt die Geschichte in mir nach. Einmal, weil es viele Parallelen gibt, Wiebicke ist Jahrgang 1962, ich bin Jahrgang 1956. Auch meine Mutter ist die vorletzte Person in meiner Familie, die noch den letzten Krieg selbst erlebt hat, zu meiner Tante, Witwe des Bruders meiner Mutter, habe ich keinen Kontakt mehr. So wie Wiebicke seinen tief roten, sozialdemokratischen Opa hatte, der trotzdem für aus seiner Sicht schlechte Menschen den Begriff „Jüd“ verwendete, gab es bei mir Onkel Heini, Bruder meiner Großmutter, der noch bis zu seinem Tod in den Achtzigern den überzeugten Nazi heraushängen ließ. Seine Tochter schwärmte von den tollen Zeiten im BDM (Bund deutscher Mädchen), Jude und Neger waren noch übliche Schmähungen in dieser Zeit. Das, was Wiebicke als Nazigift bezeichnet, war genau so in meine Familie tief eingedrungen, war ein Teil der DNA geworden. Dazwischen ich, die Pubertät gerade hinter mir, politisch weit links und bereits Teil der beginnenden Globalisierung. Nicht mehr lange und ich sollte in den USA, in Australien und England arbeiten und leben, wenigstens einige Zeit. So wie Wiebicke rücke ich beim Ableben meiner Mutter, 1933 geboren, ein Kästchen weiter nach vorn. Dann bin ich der Älteste in der Familie. Und der Letzte, der wenigstens noch von Zeitzeugen unmittelbar etwas über den Krieg gehört hat. Die Welt mit seiner Mutter, die Erzählungen über Bombenangriffe, Bunkernächte und die unbesiegbare Angst, kenne ich wie Wiebicke von seiner Mutter gut. Und doch ist es nicht das allein, was nachwirkt.


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Das Attribut ‚berührend‘ verwende ich für Bücher nur sehr spärlich. Das einzige Buch, dem ich es nach meiner Erinnerung zugestanden habe, war das Buch «Nur noch eine Tür» von Uwe Schulz. Nun ist ein weiteres Buch dazu gekommen. Es stammt von Jürgen Wiebicke, freier Journalist, Autor, Philosoph, Moderator bei WDR5 für Das Philosophische Radio, aber auch das Tagesgespräch oder Neugier genügt. Dazu am philosophischen Festival phil.COLOGNE beteiligt. Nun könnte man annehmen, dass das Thema Sterben und Tod immer irgendwie berührend sei, schon wegen der Unumgänglichkeit für uns selbst. Aber das ist es nicht, der reale Tod nimmt hier nur in der Vergangenheit einen Platz ein, beim Tod des Vaters oder des Großvaters. Es geht ihm um etwas Anderes. Als Wiebicke klar wird, dass seine Mutter nicht mehr lange zu leben hat, beginnt er zu dokumentieren, was die Erlebnisse, Erfahrungen und Geheimnisse dieser Kriegsgeneration sind, von der seine Mutter in seiner Familie die vorletzte Vertreterin ist. Woher das häufige Schweigen kommt, über diese Zeit, welche Dinge nicht in die Öffentlichkeit sollten, was von den Geschehnissen der Zeit ab 1933 bis 1945  übrig blieb. Herausgekommen ist ein Buch, das um so nachdenklicher stimmt, je enger der zeitliche Horizont des Lesers ist. Oder, wie Wiebicke es formuliert, dass man selbst mit dem Tod der Eltern ein Kästchen weiter nach vorne rückt.

Jürgen WiebickeSieben Heringe


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Francis Fukuyama: Identität

Francis Fukuyama: Identität

"Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt." So sagt es das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland in Artikel 1. Würde man einen beliebigen Politiker fragen, was mit dieser Würde gemeint ist, bekäme man wohl eher Gestammel zu hören. Denn was diese Würde nun tatsächlich ist, ist allgemein nirgendwo definiert. Francis Fukuyama,  US-amerikanischer Politikwissenschaftler und Direktor des Zentrums für Demokratie, Entwicklung und Rechtsstaatlichkeit an der Stanford University, beschreibt die Würde eines Menschen als die Fähigkeit, moralisch zu entscheiden und damit das Recht auf Gleichberechtigung mit allen anderen Menschen. So verbindet er die Würde eines Menschen mit seiner Identität, ein Thema, das schon in einem vorherigen Buch Thema war. So schwierig und komplex diese Verbindung nun ist, wird es in diesem Buch insgesamt nicht einfacher. Keine Lektüre für den Nachttisch oder für zwischendurch, denn Fukuyama spannt ein weites Feld auf. Er beginnt bei den Philosophen des Altertums, folgt dann Luthers Gedanken und geht weiter zu Rousseau. Landet am Ende bei der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Situation in den USA und in Europa. Auch wenn er nicht alle Probleme lösen kann und will, kann der Leser doch einige erstaunliche Betrachtungsweisen mitnehmen.


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Caroline Fourest: Generation Beleidigt

Caroline Fourest: Generation Beleidigt

Die Sicht der Autorin ist eine spezielle. Caroline Fourest ist eine französische feministische Schriftstellerin und Journalistin. Daher öffnet sich ihr Blick auf ihr Thema aus einer künstlerischen Sicht, auf Theater und Film, Literatur und Weltgeschehen. Da gibt es ein Mordsgezeter, weil eine weiße, niederländische Frau ein Gedicht der Amtseinführung des amerikanischen Präsidenten übersetzen soll. Das Original von einer schwarzen Frau geschrieben. Das ginge nicht, weil die Niederländerin ja eben nicht schwarz, sondern weiß sei. Scarlett Johansson wurde abgesprochen, in einem Film eine transsexuelle Person zu spielen, weil sie eben nicht transsexuell sei und weil ihr deshalb das Thema nicht zustehe. Ein weißer Pop-Musiker erntet einen riesigen Shitstorm, weil er zu einer Preisverleihung in einem dem indonesischen Raum zugeordneten Kleidungsstück erscheint. Genauer: einer Hose. Parallel zu den Tiraden vom rechten Rand des politischen Spektrums macht sich eine merkwürdige Identitätspolitik von links breit. Die sich von dem Gerede über Heimat und Identität kaum unterscheidet. Es folgen eine ganze Reihe von konkreten Beispielen, wo jemandem angeblich Dinge nicht zustehen, weil er nicht zu dieser Identität gehört. Eine Uni-Mensa muss vietnamesische Gerichte von der Karte nehmen, weil sie nicht das Original seien. Als wenn nur jemand eine Pizza zubereiten dürfte, wenn er gebürtiger Italiener sei. Der Wahnsinn scheint geradezu Methode zu haben. Doch er weist auf beunruhigende Entwicklungen hin.


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Joachim Bauer: Fühlen, was die Welt fühlt

Joachim Bauer: Fühlen, was die Welt fühlt

Wenn wir nicht zurück kehren zu einer Empathie für die Natur, haben wir keine Chance, den ökologischen Kollaps zu verhindern. Schreibt der Internist, Psychiater und psychosomatische Mediziner Joachim Bauer in seinem Buch Fühlen, was die Welt fühlt aus 2020. Er ist emeritierter Universitätsprofessor an der Universität Freiburg, im Bereich Psychoneuroimmunologie tätig. Mit der Vernunft allein kämen wir nicht weiter, es brauche viel mehr einen "Empathischen Impuls". Das klingt erst einmal ein wenig esoterisch, aber Bauer ist Wissenschaftler, kein Heiler mit dem Pendel. Jedoch versucht Bauer zu ergründen, warum es so weit gekommen ist, dass der Mensch sich quasi den Ast absägt, auf dem er sitzt. Er führt es auf einen Verlust einer emotionalen Bindung zwischen Mensch und Natur zurück. Entstanden sei dieser Bruch zu einem sehr lange zurück liegenden Zeitpunkt, nämlich mit der neolithischen Revolution, dem Sesshaftwerden des Menschen vor rund 12.000 Jahren. Während der Mensch als Jäger und Sammler in einer holistischen, ganzheitlichen Welt lebte, wurde die Natur mit Ackerbau und Viehzucht zu einem Gebrauchsobjekt. Bei indigenen Völkern, die es zum Glück noch gibt, ist diese Einheit, diese Beziehung zur Natur noch zu finden. Aber warum haben die Menschen sie mit dem Übergang zur Landwirtschaft verloren?


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Magazin der Max Planck-Gesellschaft

Magazin der Max Planck-Gesellschaft

Mal kein Buch, sondern ein Magazin. Es heißt MaxPlanckForschung, erscheint vier Mal im Jahr und kann kostenlos als gedruckte Version oder als E-Book bezogen werden. Die MaxPlanckForschung ist das kostenlose Wissenschaftsmagazin der Max-Planck-Gesellschaft und berichtet über aktuelle Forschungsarbeiten an ihren Instituten. Es hat den Anspruch, wissenschaftliche Themen verständlich aufzubereiten. Das Magazin wendet sich an interessierte Laien, an Schüler, Lehrer und Journalisten. Das stimmt, wenn man wenigstens gewisse Grundlagen in Physik und Chemie hat. Dann liefert MaxPlanckForschung einen wertvollen Überblick über aktuelle Forschung und deren Ergebnisse, sehr gut geschrieben und verständlich, nicht wie eine wissenschaftliche Arbeit, sondern eher im Stil von GEO. Es ist machmal erstaulich, was es alles kostenlos gibt.

Abonnieren kann man MaxPlanckForschung unter abo.mpg.de.

Maja Göpel: Unsere Welt neu denken

Maja Göpel: Unsere Welt neu denken

Will man ihre Botschaft in einem Satz zusammen fassen, würde der lauten: Wir können so nicht weiter machen. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion hat sich in den letzten 30 Jahren die Welt grundlegend verändert. Der Westen, allen voran die USA, betrachtet sich als Sieger im Wettlauf um die bessere Gesellschaftsform und verhält sich dementsprechend. Die Globalisierung hat Ausmaße angenommen, die vor 30 Jahren noch nicht vorstellbar waren. Unternehmen sind unabhängig von Staaten geworden, sie lassen sich dort nieder, wo der maximale Gewinn lockt. Es geht uns auf der Nordhalbkugel richtig gut. Aber das Wohlstandsmodell hat seinen Preis, Umweltschäden und Klimawandel bedrohen unsere Zukunft, Demokratien drohen zu zerfallen. Doch "der Markt" und die Politik verkünden immer nur eine Richtung. Weiter machen wie bisher, bloß nichts verändern, bloß nicht verzichten. Stattdessen immer mehr, niemals weniger. Jedes sechste online gekaufte Paket geht zurück. Scheinbar kostenlos. Auch wenn es die kleinen Anbieter ruiniert. Scheinbar, weil niemand die Energie und Arbeit für den Rücktransport einrechnet. Vom zusätzlichen CO2 ganz zu schweigen. Wie bei den billigen Flugtickets, um den entstehenden Müll soll sich jemand anders kümmern. Das nennt man externalisierte Kosten.

Maja Göpel ist Politökonomin, Transformationsforscherin und Nachhaltigkeitswissenschaftlerin. Wissenschaftliche Direktorin der 2020 in Hamburg gegründeten Denkfabrik The New Institute. Hat eine Honorarprofessur an der Leuphana Universität Lüneburg. Ihr Buch Unsere Welt neu denken gibt es schon länger, bei mir ist es in der Auflage von 2021 gelandet, wohl weitgehend gegenüber früheren Auflagen überarbeitet. Es ist eine radikale Abrechnung mit einem ausufernden Lebensstil, der die Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten zwischen arm und reich, globalem Norden und Süden, Umwelt und Konsum nur weiter verstärkt. Statt zu einem nachhaltigen Wirtschaften zu kommen, Umwelt und Gesellschaft zu schonen, wird der Wahnsinn des westlichen Verbrauchs an Ressourcen nur immer weiter gesteigert. Diese Erkenntnis ist nicht neu, aber Maja Göpel setzt die Zusammenhänge neu zusammen. Und fordert ein radikales Umdenken.


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Gabriele Krone-Schmalz: Respekt geht anders

Gabriele Krone-Schmalz: Respekt geht anders

Ihre Frisur ist vielleicht nicht ganz so spektakulär wie die von Sascha Lobo, aber ebenfalls von hohem Wiedererkennungswert. Aber nicht nur deshalb ist Gabriele Krone-Schmalz, Historikerin,  hauptsächlich unterwegs als Journalistin und Publizistin, so bekannt. Lange Zeit war sie Moskau-Korrespondentin der ARD. Man kann sie als wirkliche Russland-Versteherin bezeichnen, im positiven Sinne, war sie doch die Erste, die Michael Gorbatschow für deutsche Medien interviewte. Seit 2011 ist sie Professorin für Fernsehen und Journalistik an der University of Applied Sciences Europe in Iserlohn. Für mich gehört sie zu den beachtenswerten und ernsthaften Medienschaffenden, vertraut ist sie mir fast seit meiner Kindheit. Nun hat sie in 2021 dieses Buch geschrieben, der Buchbeschreibung des Verlages und dem Klappentext nach geht um den aktuellen Zustand der deutschen Gesellschaft, um die breit vorherrschende Respektlosigkeit, die Zerrissenheit der deutschen Bevölkerung und den Verlust der Fähigkeit zum Diskurs. Um eine Gesellschaft, deren Bürger die höchsten individuellen Freiheiten wie Sicherheiten genießen und trotzdem von einer Merkel-Diktatur faselnd durch die Großstädte ziehen. Doch ich würde das Buch noch etwas anders lesen: Als mahnenden Ruf einer gestandenen Journalistin an die Medienschaffenden dieser Zeit. So denn nur interessant für Journalisten? Nicht wirklich. Wie immer hat das, was sie sagt, Hand und Fuß.


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Pörksen/Narr: Schöne digitale Welt

Pörksen/Narr: Schöne digitale Welt

Seit ich meine Bücher nicht mehr beim großen A bestelle, sondern im Online-Shop der kleinen Buchhandlung in der nahen Kleinstadt, nutze ich auch die Möglichkeit, bestimmten Autoren zu folgen. Damit ich ihre neusten Veröffentlichungen mitbekomme. So sah ich auch Ende 2020 das neue Buch von Bernhard Pörksen, Schöne digitale Welt, was es direkt auf die Wunschliste des Online-Shops brachte. Erst beim Abholen wurde klar, dass Pörksen und Narr nur Herausgeber waren, nicht Autoren in eigentlichen Sinne. Stattdessen ist das Buch eine Zusammenstellung von Reden und Essays diverser wohlbekannter Leute, zuvorderst für mich Sascha Lobo, Ranga Yogeshwar und Miriam Meckel. Also keine neuen Gedanken des Medienwissenschaftlers Bernhard Pörksen, der den Begriff der Erregungsgesellschaft geprägt hat, sondern die von Leuten, denen bei der Betrachtung der aktuellen Gesellschaftslage einige Kompetenz zugesprochen werden kann. Spoiler vorweg: keine brandneuen Erkenntnisse, keine Lösung der dringendsten Fragen und Schwierigkeiten. Aber dafür eine breit angelegte Zusammenfassung des Status Quo. Was auch keine leichte Aufgabe ist.


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Michael Winterhoff: Mythos Überforderung

Michael Winterhoff: Mythos Überforderung

Nach den ersten Seiten hatte ich die Befürchtung, zu einem Ratgeber gegriffen zu haben. Was sich spätestens ab der vierten oder fünften Seite erledigte. Hätte ich mir bei Michael Winterhoff, einem der bekanntesten Kinder- und Jugendpsychiater und Psychotherapeuten, auch nicht vorstellen können. Schließlich hatte ich mir das Buch ja nicht wegen eines eigenen Gefühls gekauft, sondern wegen des Klappentextes. Was ist dran, an der breit gestreuten Ermüdung und Überforderung, dem Gefühl des Dauerstresses, der zunehmenden Zahl an diagnostizierten Burnouts und der Ruhelosigkeit? Und was ist dran an den Klagen von Lehr- und Kindergartenpersonal über Helikoptereltern, völlig überzogene Forderungen an Schule und KiTa? Als gut beschäftigter Psychiater, der diese Kinder, und natürlich deren Eltern, tagtäglich in seiner Praxis hat, sollte er etwas dazu sagen können, ob sich die Rollen zwischen Eltern und Kindern so stark geändert haben. Beobachten kann ich es selbst, wenn die engen Straßen in meinem Dorf kurz vor acht komplett verstopft sind, weil Horden von Eltern ihre fast zehnjährigen Kinder mit riesigen SUVs fast noch mittig auf dem Schulhof abliefern. Da hat sich schon etwas verändert, doch die Palette an Veränderung ist breit, weshalb Winterhoffs Analysen nicht gerade einfach sind. Und seine Ratschläge für Abhilfe werden einige Leser enttäuschen.


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Erik Schilling: Authentizität

Erik Schilling: Authentizität

Bis in die achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts hatte der Begriff des Authentischen fast nur eine Bedeutung in Kunst und Wissenschaft. Ein Werk oder ein Dokument war authentisch, wenn es zuverlässig einem Erschaffer zuzuordnen war oder seine Herkunft und seine Rolle in der Zeit geklärt. Mit dem beginnenden 21. Jahrhundert fing man an, auch Menschen das Attribut authentisch zu geben. Was sagen sollte, dass jemand in seinem Handeln oder Sprechen seinem eigentlichen Wesen entsprach. Ein weiterer Megatrend nach Offenheit, Diskursfähigkeit oder Toleranz, auch, aber nicht nur im linksliberalen Spektrum. Der Literaturwissenschaftler Erik Schilling von der Ludwig-Maximilians-Universität in München hat ein Buch über die Authentizität geschrieben, über diesen positiven und wohlwollenden Begriff. Inzwischen treibt der Gebrauch des Wortes seltsame Blüten, Hersteller von Trekkingbekleidung bezeichnen ihre Hosen und T-Shirts als authentisch. Spätestens hier wird deutlich, dass mit dieser Vokabel irgendetwas nicht stimmt. Denn Bekleidung hat wohl kaum ein eigenes Wesen, das repräsentiert werden soll. Deshalb stellt Schilling fünf Thesen zur Authentizität auf und arbeitet sich in seinem Buch daran entlang. Am Ende wird klar, dass es sich bei der Authentizität genau so wie bei der Individualität oder der Identität, mit der Leute hausieren gehen, um eine Worthülse handelt. Ein Narrativ ohne Inhalt. Alle wollen authentisch sein, aber keiner kann sagen was das ist. Dabei zerlegt Schilling nicht nur dieses Unwort, sondern gleich noch den Zeitgeist dieser Tage.


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Michel Winterhoff: Deutschland VERDUMMT

Michel Winterhoff: Deutschland VERDUMMT

8. März 2021, die Buchhandlungen öffnen wieder. Also auf nach Salzkotten und die Buchhandlung Meschede mal persönlich in Augenschein nehmen. Leider kaum Sachbücher im Angebot, nur Romane und Reiseliteratur, also werde ich bestellen und abholen müssen. Doch ein Buch fiel mir auf. Leider erinnerte mich der Titel an ein unsägliches Werk eines rechtspopulistischen Autors, doch nachdem ich den Autor dieses Buches und den Untertitel sah, nahm ich das Buch doch mit. Von Michael Winterhoff habe ich schon einige Bücher gelesen, deutscher Kinder- und Jugendpsychiater, Psychotherapeut und Autor. In seinem neusten Buch aus 2021 setzt er sich mit dem deutschen Schulwesen auseinander. Natürlich nicht als eingebildeter Pädagoge, sondern aus seiner Sicht als Psychiater und Psychotherapeut. Hobby-Virologen und eingebildete Wissenschaftler haben wir zur Zeit schon genug. Und er tut das genau so wie in seinen früheren Büchern auf Basis seiner Erfahrungen und seinem Wissen über Kinder und ihre psychische Entwicklung, aus seinen Tätigkeiten als Berater in Politik und Wirtschaft. Zwar bin auch ich kein Pädagoge, aber als Nachhilfelehrer schon mit den Merkwürdigkeiten und Eigenheiten des aktuellen Nachwuchses konfrontiert. In gewisser Weise hat mich Winterhoff beruhigt, dass ich mit meiner Wahrnehmung nicht alleine da stehe. Weniger beruhigt hat mich der Zustand unseres Bildungssystems. Das er treffend und klar analysiert.


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