Nein, ich bin nicht arm. Nicht wirklich. Aber ich habe in meiner neuen Wohnung das Problem, dass die Wohnung sehr groß ist. Also ein Luxusproblem. Mein Arbeitszimmer ist ein Schlauch, der nur mit großem Aufwand für Sprachaufnahmen ruhig zu bekommen ist. Daran arbeite ich noch. Aber was bis dahin mit den Beiträgen, die in den nächsten Wochen abgeliefert werden müssen? Eine richtige Sprecherkabine möchte ich nicht, und sie wäre teuer und aufwändig.


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Es hat mich interessiert, wie sich meine fünf Mikros so schlagen, wenn sie in gleicher Aufnahmesituation, mit gleichem Text, an den Start gehen. Ich wollte einfach wissen, welches mein Favorit ist. Am Ende war es wie vorher klar.


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Eigentlich ist im Moment Sascha Lobo Realitätsschock dran, was sich schon sehr gut anlässt. Dann höre ich gerade auf der Fahrt nach Essen meine Podcasts von WDR5 durch, und wer spricht da? Die Autorin des nächsten Buches, Doris Dörrie. Über genau das Buch, das ich hier liegen habe. Aber nicht nur. Nette Sendung mit Sabine Brandi.

Redezeit – Neugier genügt im WDR5

Zwei Bücher hatte ich mir für den Oktober vorgenommen, neben den üblichen Standards wie TAZ und die Publikationen der Max-Planck-Gesellschaft, dem Wathlinger Boten und Psychologie Heute, Spiegel, National Trust Magazine … dazu zwei Bücher aus dem Oktober. Eins von Michael Schmidt Salomon, und von Steven Levitsky/Daniel Ziblatt. Die leider nicht so recht überzeugten.


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Peter Maxwill: Die Reise zum Riss

Peter Maxwill: Die Reise zum Riss

Es ist kein Buch, das Erkenntnisse übermitteln will, es ist auch keine Analyse. Eher beschreibt es den aktuellen Zustand in Deutschland, für den oft der Begriff des Risses verwendet wird. Peter Maxwill ist Jahrgang 1987, Rheinländer und Zeithistoriker. Studierte in Münster, Hamburg und Rom, absolvierte parallel die Journalistenausbildung am Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses in München. Arbeitete zwischen 2004 und 2014 als freier Journalist – unter anderem für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, den WDR sowie die Nachrichtenagenturen dpa, KNA und Associated Press. Ab Januar 2015 Volontär bei SPIEGEL ONLINE, seit März 2016 Redakteur. Er berichtet in einzelnen Kapiteln von seinen Reisen in Deutschland, im Osten wie im Westen, von Gesprächen mit Menschen, auch von den Versuchen, die beiden Seiten des politischen Spektrums an einen Tisch zu setzen. Es ist ein Buch mit Geschichten eines Landes, das vielfach gespalten erscheint und in dem oft von einer Identitätskrise die Rede ist. Es sind Erzählungen, in denen es um Rechtsterrorismus und Islamismus, den Zusammenhalt in Gemeinschaften, Priester, Lehrer, Lokalpolitiker, Teenager und Dorfbewohner geht. Aber auch um Heimat oder Globalisierung. Was kann eine solche Beschreibung liefern, die wir doch meinen, gut genug zu kennen?


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Nein, ich bin nicht faul, ich habe schon wieder zwei Bücher durch, die einer Rezension bedürfen. Aber ich bin zur Zeit in den Cotswold Hills in England, kaufe die Supermärkte leer und genieße das englische Landleben. Dazu gibt es natürlich wie üblich einen Reisebericht. Selbst im Urlaub kann ich mir das Schreiben nicht verkneifen.

Im August 2019 war ich ein paar Tage im Wendland, um mit dem Hundi einige Touren zu machen. Das Wendland bietet sich von Celle aus geradezu an, ist etwa 90 Minuten Autofahrt entfernt. Noch ist es so etwas wie ein Geheimtipp, obwohl der Tourismus dort stark zugenommen hat, schon wegen der Kulturellen Landpartie von Himmelfahrt bis Pfingsten. Ein Radfahr-Paradies, aber auch für Wanderer bietet es so einiges. Ein kurzer Abriss unserer Tour.

Ahmad Mansour: Generation Allah

Ahmad Mansour: Generation Allah

Inzwischen habe ich so einige Bücher durch, die sich entweder mit dem Islam als solchem oder den soziologischen und politischen Einflüssen auf unsere Gesellschaft beschäftigen. Die meisten dieser Bücher gehen die Themen wissenschaftlich oder zumindest analytisch an. Ahmad Mansour dagegen ist ein Mann der Praxis. Der 39-jährige arabische Israeli, wie er sich selbst nennt, ist seit 2004 in Deutschland und hat seit 2017 die deutsche Staatsbürgerschaft. Er wurde in wenigen Jahren zum wichtigen Ansprechpartner rund um die salafistische und islamistische Jugendszene in Deutschland. Aktuell engagiert er sich in leitender Funktion im Berliner Anti-Gewalt-Projekt Heroes, das sich unter anderem gegen patriarchale Familienstrukturen und religiös aufgeladene Frauenverachtung engagiert. Von 2012 bis 2014 war Ahmad Mansour Mitglied der Deutschen Islamkonferenz. Rein beruflich ist er Psychologe und Autor. Qualifiziert ist er nicht nur deshalb, sondern auch durch seine eigene Historie, er war in Israel Mitglied der Muslimbrüderschaft und einmal selbst auf dem Weg in die Radikalisierung. Dann wählte er einen anderen Weg, zum Glück. Sein Buch Generation Allah ist kein wissenschaftliches Werk, sondern mehr Erfahrungsbericht aus seiner Praxis. Aber kommt er auch zu machbaren, wirksamen und realistischen Vorschlägen, wie man Jugendliche vom Weg in den Salafismus und Islamismus abbringt?


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Hamed Abdel-Samad: Mohamed

Hamed Abdel-Samad: Mohamed

Was bringt einen gläubigen Muslimen dazu, an seinem Glauben und an dessen Grundlagen, dem Propheten Mohamed und dem Koran, zu zweifeln? Es begann wohl mit einem derben Witz, den ein deutscher Kommilitone des Muslims, ein katholischer Theologiestudent, über Petrus, Maria und den Heiligen Geist riss. Der Muslim fragte sich, wie jemand so flapsig und geringschätzig mit seinem Glauben umgehen kann. Doch es muss ihn ins Nachdenken gebracht haben. So beginnt er, das Leben Mohameds und den Koran wissenschaftlich und aus humanistischer Sicht zu analysieren. Was dabei heraus kam, widerlegte nicht nur seinen Glauben, sondern erklärt darüber hinaus vieles, was uns Christen, Atheisten oder Agnostiker sprachlos beim Islam zurück lässt. Vollverschleierung, Kopftücher, Ehrenmorde, offen frauenfeindliche Strukturen in Familien. Es erklärt ebenso, mit welchem Weltbild Islamisten, Salafisten und ISIS unterwegs sind, wie sie ihre und unsere Welt sehen. Sogar für mich kamen Antworten dabei heraus, die ich nicht erwartet hatte. Zum Beispiel, warum bei meinem Besuch am Tag der Offenen Tür in einer Moschee mir auf manche meiner Fragen keine Antworten gegeben werden konnten. Jetzt weiß ich wenigstens, warum. Aber war es Unwissenheit oder das Wissen, dass meine Fragen kaum ehrlich zu beantworten waren? Weil die Widersprüche zwar bekannt, aber nicht sagbar waren?


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Von den vielen Büchern, Artikeln und Beiträgen, die ich in letzter Zeit gehört habe, oder zu den gehörten Podcasts vom DLF, WDR und SPON, habe ich mit dem Buch von Cornelia Koppetsch zum ersten Mal das Gefühl gehabt, eine Ahnung zu bekommen, was zur Zeit los ist. Auch wenn das Buch mühsam war. Aber es gab mehr zu begreifen. Ich musste ebenso meine eigene Rolle und mein eigenes Selbstverständnis in Frage stellen, meine Sicht der Welt relativieren. Genau so habe ich jetzt den Eindruck, dass die Rolle von PEGIDA und AfD eine andere ist, der mit Reden oder Verständnis zeigen wenig beizukommen sein wird. Das Buch Die Gesellschaft des Zorns wird mir im Rückblick auf meine eigene Vergangenheit klarer und verständlicher. Daher ein selbstkritischer Rückblick in meine Geschichte.


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Cornelia Koppetsch: Die Gesellschaft des Zorns

Ich gehöre zur Generation der Baby Boomer. Habe studiert, gleich drei Ausbildungen hinter mir, in Dortmund, Essen und Berlin. Gelebt und gearbeitet habe ich natürlich meistens in Deutschland, aber auch lange in Hounslow und Bracknell in England, ein Jahr lang in Zoetermeer in den Niederlanden. Das liegt bei Den Haag. Dann noch einige Zeit in Clemson und Torrey Pines in den USA, war eine Zeit lang in Melbourne und Kapstadt unterwegs. Kaum ein europäisches Land, das ich ich nicht beruflich oder privat bereist habe. Damit gehöre ich zu einer Gruppe von Leuten in Deutschland, die Cornelia Koppetsch in ihrem Buch zu den linksliberalen, globalisierten und privilegierten zählt. Aber wiederum nicht zu den Schichten, die den Rechtspopulismus in unserem Lande befördern. Auf das Buch von Cornelia Koppetsch bin ich – wo sonst – in der TAZ gestoßen, das Buch ist eine oft zitierte Analyse des Rechtspopulismus in Deutschland. Koppetsch ist eine deutsche Soziologin mit den Schwerpunkten politische Soziologie, Ungleichheitsforschung sowie Familien- und Geschlechterforschung, ordentliche Professorin an der Technischen Universität Darmstadt. Also eher keine Autorin von Allgemeintexten. Das hat Konsequenzen in gleich zwei Richtungen.


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Richard Dawkins: Der Gotteswahn

Richard Dawkins: Der Gotteswahn

Nicht Erkenntnissuche oder spezielles Interesse an diesem Thema führten mich zu diesem Buch, sondern weil es so umstritten rezensiert wurde. Autor ist Clinton Richard Dawkins, britischer Zoologe, Evolutionsbiologe und Autor populärwissenschaftlicher Literatur. Bis 2008 war er Professor an der University of Oxford. Breiter bekannt wurde er durch sein Buch Das egoistische Gen, in dem er die Evolution auf der Ebene der Gene analysiert. Er führte den Begriff Mem als kulturelles Gegenstück zum Gen ein. Der Gotteswahn stammt aus 2006, meine Auflage ist die vierte aus 2018. Dawkins gilt als Vertreter des „Neuen Atheismus“ und der Brights-Bewegung, für die er in Artikeln in großen Zeitungen warb. Immerhin galt er nach einer Umfrage des Magazins Prospect in 2013 zu den weltweit wichtigsten Denkern. In diesem Buch nimmt er sich das Thema Religionen vor, es kann zu Recht als Streitschrift gelten, in der er die Religionen als das größte Übel und den größten Fehler des Menschen angeht. Nun ist Dawkins in erster Linie Biologe. Doch zu glauben, er gehe das Thema nun aus einer rein biologischen Sicht an, erweist sich als Fehlschluss. Stattdessen holt er zu einem Rundumschlag aus, der wie üblich leider auch die Falschen trifft. Ich hatte mir einmal vorgenommen nur Bücher zu rezensieren, die ich einerseits für gut und auch für wichtig halte. Dieses Buch nun hier aus dem zweiten Grund, nicht aus dem ersten.


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Yuval Noah Harari: Eine kurze Geschichte der Menschheit

Yuval Noah Harari: Eine kurze Geschichte der Menschheit

Zuerst erinnerte mich der Titel an meinen Spezi Bill Bryson: Eine kurze Geschichte der Dinge oder Eine kurze Geschichte von fast allem. Zufall? Eher nicht. Man kann die Geschichte von Dingen oder Menschen aus sehr verschiedenen Perspektiven erzählen. Aber welche Geschichte? Die biologische oder kulturelle? Yuval Noah Harari verbindet mehrere Sichten auf die Geschichte der Menschheit. Dabei kommt er eigentlich aus einer ganz anderen Ecke, lehrt seit 2005 an der Hebräischen Universität Jerusalem und ist einmal mit Forschungen zur Militärgeschichte und dann wieder mit allgemeinen historischen Thesen bekannt geworden. Sein Buch zur kurzen Geschichte der Menschheit wurde dann zu einem internationalen Bestseller. Zuerst in Hebräisch erschienen, dann ins Englische und 2013 auch ins Deutsche übersetzt. Wieder mit fast 600 Seiten ein mich sonst erschreckender Brocken Papier. Doch Harari wird sich etwas beim Umfang seines Werkes gedacht haben. Denn er schafft es, selbst für Wenig-Leser einen faszinierenden Bogen im Thema zu spannen.


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Programm Juli 2019

Programm Juli 2019

Doch, es gab auch seit Eric Kandels Werk Bücher, die ich angefangen habe. Wenn mich aber ein Buch spätestens nach dem ersten Drittel nicht eingefangen hat, lasse ich meistens mit einem ersten Eindruck das Weiterlesen sein. Das können ganz unterschiedliche Gründe sein, warum ich ein Buch vor der letzten Seite zuklappe. Bei Eric Kandel war das etwas anders, da war das erste Kapitel schwierig. Manche Bücher gehen aber leider am Thema vorbei oder bleiben rätselhaft. Oder beides.


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Eric Kandel: Was ist der Mensch?

Eric Kandel: Was ist der Mensch?

Michael Schmidt-Salomon hatte mich in seinem letzten von mir gelesenen Buch mit den Ausflügen in die Hirnforschung auf den Geschmack gebracht. Um diesem Gebiet etwas näher zu kommen, ist die Auswahl an Büchern immens. Da aber die Rezension eines Buches im Magazin Psychologie Heute ganz positiv ausfiel, dachte ich an dieser Stelle nichts falsch machen zu können. Aber viel wissen und gut schreiben sind zwei Paar Schuhe. Eric Kandel ist einer der bedeutendsten Neurowissenschaftler des 20. Jahrhunderts, geboren 1929 in Wien, emigrierte zu Beginn des Dritten Reiches mit seiner jüdischen Familie in die USA. Studierte Medizin an der New York University, seit 1974 Professor an der Columbia University in New York. Für seine Forschung erhielt Eric Kandel im Jahr 2000 den Nobelpreis für Medizin, auf dem Gebiet der Gedächtnisforschung. Also wird er wohl Genaueres über die Themen Gehirn, Körper und Geist wissen. Ein Buch mit den typischen Schwächen eines hochrangigen Wissenschaftlers. Aber auch mit verblüffenden Fakten und Sichten.


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Michael Schmidt-Salomon: Jenseits von Gut und Böse

Beispiele für das sogenannte Böse zu finden, ist fast noch am einfachsten. Hitler, Stalin, Mussolini, Kim Jong-un und der Iran. Das Gute? Mutter Theresa, Albert Einstein, und natürlich Willy Brandt nicht zu vergessen. Aber sind diese einfachen Antworten auf eine einfache Frage überhaupt logisch, schlüssig und valide? Bilder von Adolf Hitler mit seiner kleinen Nichte stellen das absolute Böse in Frage, die Berichte der Brandt-Söhne über ihr Elternhaus kratzen bald am Lack. Und überhaupt setzen wir quasi einen Willen voraus, dass Hitler sich vorgenommen hatte, eben ganz besonders böse zu sein. Auch Einstein hatte seine Ecken und Kanten. Nach welchen Gründen entscheiden denn wir überhaupt, Dinge zu tun oder zu lassen? Wir glauben in unserem Kulturkreis, und unter linksliberal ausgerichteten Menschen besonders, frei in unserem Willen zu sein. Wir glauben, zu jeder Zeit Entscheidungen treffen zu können zwischen Handlungsoptionen. Dabei legen wir Begriffe zugrunde, deren Bedeutung uns scheinbar klar ist, das Gute und das Böse, das Moralische und das Unmoralische, das Ethische und das Unethische. Michael Schmidt-Salomon räumt mit den Vorstellungen der Eindeutigkeit gründlich auf. Woraufhin man irgendwo in der Mitte des Buches fast die Übersicht verliert, was denn jetzt noch ein zuverlässiger Wegweiser für unsere Entscheidungen ist. Doch Schmidt-Salomon führt dabei nicht nur einen philosophischen Diskurs, sondern bindet ausgerechnet die Hirnforschung als wissenschaftliche Grundlage ein. Damit relativiert sich der philosophische Blick. So führt er uns zeitweise unangenehm vor Augen, auf welch wackeligem Fundament unsere ach so vernünftigen Überzeugungen ruhen. Zum Glück lässt er Leserin und Leser nicht im Unklaren. Am Ende jedenfalls nicht. Sondern schlägt Alternativen vor.


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Le Monde diplomatique: Großrbritannien

Le Monde diplomatique: Großbritannien

Nicht selten fragen mich Leute, was denn bloß da drüben in Großbritannien los sei. So wegen Brexit und überhaupt. Ich gelte halt als Großbritannien-Versteher. Einmal, weil ich dort längere Zeit gearbeitet und gewohnt habe, aber auch wegen meiner regelmäßigen Aufenthalte in Wales und England. Bisher war ich relativ ratlos, so ratlos wie bei Fragen nach AfD, Pegida und der Neuen Rechten. Denn rational erklären kann man da nichts. Weder beim Brexit noch bei der AfD. Das ändert sich seit einiger Zeit, nachdem ich nun das eine oder andere Buch, den einen oder anderen Artikel in TAZ, Spiegel oder SZ gelesen habe.  Vollends informiert fühle ich mich seit dem Studium der Edition Le Monde diplomatique. Und so langsam verstehe ich sogar den Brexit. Der mit der EU so wenig zu tun hat wie die AfD mit Demokratie. Trotzdem bleiben Wales und England my home from home. Weil sich – wie in Sachsen – manche Dinge niemals ändern werden.


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Michael Schmidt-Salomon: Die Grenzen der Toleranz

Michael Schmidt-Salomon: Die Grenzen der Toleranz

Nach dem Lesen seines Buches Keine Macht den Doofen war ich auf das nächste Buch im Stapel gespannt. Während Michael Schmidt-Salomon dieses vorherige Buch schon auf dem Cover deutlich als Streitschrift definiert, ist Die Grenzen der Toleranz ein philosophischer Diskurs. Schmidt-Salomons Grundfragen sind: Was ist überhaupt eine offene Gesellschaft und was grenzt sie von einer geschlossenen Gesellschaft ab? Wie war die historische und gesellschaftliche Entwicklung? Und: Wie begegnen wir aktuell der Situation, dass eine nicht unwesentliche Zahl von Menschen dringend wieder eine geschlossenen Gesellschaft fordert? Um es gleich vorweg zu nehmen, ist dieses Buch als philosophisches Werk keine Literatur für den Nachttisch oder für das Lesen so nebenbei. Waren die Doofen noch ein überschaubares Thema mit dem Hintergrund einer teilweise humorvollen Betrachtung, geht Schmidt-Salomon hier ins sozialphilosophische Detail. Flapsig formuliert holt er hier den wissenschaftlichen Hammer raus. Dass dabei keine staubtrockene und langweilige Fachliteratur heraus kommt, liegt an der vielschichtigen und sehr realitätsnahen Sichtweise auf ein sehr dringendes Thema. Dabei ist es Schmidt-Salomons Verdienst, eine scheinbar aktuelle Frage auf historische Entwicklungen zurück zu führen. Wobei dann verblüffende Tatsachen ans Licht kommen. Die Leseprobe deutet es an.


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Michael Schmidt-Salomon: Keine Macht den Doofen

Michael Schmidt-Salomon: Keine Macht den Doofen

Schaut man mit einigermaßen klarer Sicht auf den Irrsinn, der uns jeden Tag umgibt, kann man schon mal den Glauben an die Menschheit verlieren. Autofahrer auf der Autobahn, die sich zwischen Vollgas und Vollbremsung wechselnd auf der linken Spur vorwärts arbeiten, Prügeleien an der Supermarktkasse, Menschen, die voller Überzeugung behaupten, sie müssten jeden Tag Fleisch essen, das sei die Natur des Menschen. Neben diesem alltäglichen Blödsinn betrachtet Michael Schmidt-Salomon den noch weiter reichenden Irrsinn, der bis in die höchsten Ebenen der Politik und Wirtschaft gelebt wird, mit Entscheidungen, die jeder Vernunft widersprechen. Mit einer endlosen Litanei an Floskeln und hohlen Phrasen von Leuten mit höchster akademischer Bildung. Das ist denn auch die Aufgabe von Philosophen wie Dr. Schmidt-Salomon, freischaffender Philosoph und Schriftsteller, Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung. Auf seine Spur brachte mich ein Interview mit ihm in WDR5, Neugier genügt. Obwohl der Titel des Buches etwas arg plakativ ist, ist der Inhalt des Buches das, als was es Schmidt-Salomon bezeichnet, eben als Streitschrift. Und streiten kann man sehr wohl über seine These, der Homo Sapiens sei eher ein Homo Demens. Wer sich vom Inhalt provoziert fühlt, liest es trotzdem weiter. Weil an seinen Behauptung nämlich etwas dran ist. Oder sogar eine Menge.


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Aladin El-Mafaalani: Das Integrations-Paradox

Aladin El-Mafaalani: Das Integrations-Paradox

Die besten und treffendsten Bücher über Migration und Integration schreiben die,  die mit diesem Thema am meisten zu tun haben. Aladin El-Mafaalani ist eine Ruhrpott-Pflanze Jahrgang 1978. Studierte in Bochum Politikwissenschaft, Soziologie, Wirtschaftswissenschaft und Arbeitswissenschaft, war Lehrer am Berufskolleg in Ahlen, später Professor für Politikwissenschaft und politische Soziologie an der Fachhochschule Münster. Aktuell  arbeitet er im Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration in Düsseldorf. Dass mir solche Bücher in der letzten Zeit vermehrt auf dem Tisch landen, liegt an der eigentlich spannenden und komplexen Natur der Fragen, die uns seit 2015 mehr denn je betreffen. Hat man einige Bücher zum Thema Integration durch, stellt man verwundert fest, dass alle Autoren dem Thema immer neue Aspekte und Betrachtungsweisen abgewinnen. So auch Aladin El-Mafaalani. Schon vorab bemerkt ein Buch, das ich allen empfehlen würde, die mit dem Thema Migration und Integration zu tun haben. Mehr noch allen, die irgendwo mit Minderheiten umgehen und das Konfliktpotential kennenlernen möchten, das aus Integration erwächst. Denn so paradox der Untertitel zuerst scheinen mag, beweist El-Mafaalani sehr schlüssig, dass uns die wirkliche Integrationsleistung noch bevorsteht. Nicht nur mit Migranten und Flüchtlingen.


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